Wie vermitteln Politiker ihren Bürgern, dass in ihrer Stadt ein neues Asylbewerberheim gebaut wird? Diese Frage diskutierten Studenten der Universität Duisburg-Essen ganz praktisch bei einem Planspiel. In verteilten Rollen argumentierten sie wie rechtsextreme Parteien, nahmen die Position von Kirchenvertretern an oder moderierten die Debatte als Bürgermeister. Die Idee hatten Master-Studenten aus dem Studiengang für Politikwissenschaften. Beim Planspiel machten aber auch angehende Informatiker oder Maschinenbau-Ingenieure mit. Für viele war es der erste Kontakt mit politischen Debatten.

In einer fiktiven Stadt Kranzingen gibt es ein Asylbewerberheim. Es ist allerdings völlig marode und muss deshalb saniert werden. Nun wird diskutiert, ob es vielleicht an anderer Stelle neu gebaut werden soll. Informatikstudentin Kristina Sax spielt eine Vertreterin einer rechtsextremen Partei. Sie ist dagegen. „Die Rolle ist ziemlich einfach, weil man eigentlich Stammtisch-Parolen von sich geben kann.“ Florian Ansorge alias „Wilhelm Löwe“ von der Partei „Solidarische Sammlung“ setzt sich hingegen für die Flüchtlinge ein. Auch er ist mit seinem Rollenprofil zufrieden. „Die Position kommt meiner nahe.“ Kulturwirtschafts-Student Jan Müller findet das Planspiel gut: „Es ist ein großes, aktuelles Thema. Das macht es interessant.“ In offiziellen Debatten und Hintergrundgesprächen sollen die „Politiker“ nun Kompromisse ausloten, miteinander ins Gespräch kommen. Kreativität ist gefragt. Der überzeugendste Planspieler bekommt dann später ein Preis.

Auch die Politik-Studenten haben bei dem Planspiel, bei dem sie nur die Beobachter-Rolle einnehmen, viel gelernt: „Es geht in der Politik immer um das Organisieren von Macht“, weiß Steffen Bender. Nun findet er interessant zu beobachten, wie die Teilnehmer argumentieren.

„Für die Politik-Studenten ist es gut, mal in die andere Rolle zu schlüpfen. Vielleicht will der eine oder andere an der Uni bleiben“, erklärt Prof. Christoph Bieber den Effekt. Denkbar wäre auch, das Planspiel künftig mit einem anderen Themenschwerpunkt durchzuführen. Erneuerbare Energien seien ebenfalls ein gutes Thema. „Den Inhalt müsste man ein bisschen überarbeiten, aber die Argumentation einer Bürgerinitiative kann man sicherlich übertragen.“