Vincenzo Bellinis „Norma“ genießt bei Opernfans Kultstatus. Bei der Premiere der Inszenierung von Werner Schroeter vor elf Jahren sang Rheinopernstar-Alexandra von der Weth die Titelrolle, mit der sie einen überragenden Erfolg feierte. Doch dann begann die Stimmkrise der damals 35-Jährigen, die ihre Opernkarriere mittlerweile beendet hat. Damit verschwand auch „Norma“ aus dem Repertoire.
Oberspielleiter Volker Böhm hat die Inszenierung jetzt neu eingerichtet und sorgt trotz viel Rampenstehens und pathetischer Posen dafür, dass die Sänger glaubhaft agieren. Raum dafür finden sie auf der optisch schön anzusehende Bühne aus Kerzen und Blütenblättern.
Eigentlich hätte Morenike Fadayomi schon 2004 die Rolle der gallischen Priesterin übernehmen können, denn mit Verdis Aida und der Lady Macbeth hatte die ehemalige Musicaldarstellerin da bereits den erfolgreichen Wechsel in das dramatische Fach vollzogen. Mittlerweile singt sie aber auch viel Wagner und Strauss, was nicht spurlos an ihrer Stimme vorübergegangen ist. In der Arie „Casta Diva“ spürte man Nervosität. Auch ist sie keine reine Schönsängerin, allerdings zeigt Morenike Fadayomi viel Feingefühl für die Piano-Passagen. Dabei gelingt es ihr, die verlassene Priesterin mit sehr viel Herzblut zu spielen und mit dem ihr eigenen stimmlichen Profil auszustatten. Ihre hervorragenden Auftritte in letzter Zeit als Bizets Carmen zeigen aber, dass ihre Zukunft eher im Mezzofach liegt.
Als ihre Rivalin Adalgisa beeindruckt die junge Mezzosopranistin Sarah Ferede, die sich mit viel Kraft und Dramatik in ihre Rolle stürzt. Dazu besitzt ihre Stimme einen hellen und strahlenden Klang. Eine starke Leistung vollbringt Calin Barescu als Pollione. Sein Tenor gefällt mit einer guten Mischung aus Schmelz und Strahlkraft. Günes Gürle singt mit markantem Bass den Priester Oroveso, während Ingmar Klusmann als Flavio mehr als ein Stichwortgeber ist. Der weihevollen Stimmung dieser Bellini-Oper huldigt der von Gerhard Michalski einstudierte Chor der Rheinoper.
GMD Giordano Bellincampi zeigt sich als sehr sensibler Sängerdirigent. Er atmet mit den Akteuren und legt ihnen den Orchesterklang förmlich zu Füßen. Das Publikum ist begeistert, besonders von Morenike Fadayomi, Sarah Ferede und den Philharmonikern unter Bellincampi.