Duisburg. . „Wenn die Kirche weg wäre, wären wir nur noch eine seelenlose Nachbarschaft“, erklärt Wolfgang Stahl, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft. Unter dem Gotteshaus befindet sich nämlich noch eine Klause. Derzeit stemmen die Nachbarn einen Umbau für rund 100 000 Euro.

In der Zigarrenkiste von Monika Felder-Seifert geht’s zur Sache. In Kleinformat hat sie ein Fußballspiel gebastelt, ein anderes Bild zeigt eine Urlaubsstimmung. Die Künstlerin beteiligt sich am Trödelmarkt in der Werthacker-Siedlung. Der Andrang könnte zwar größer sein, doch Wolfgang Stahl, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Werthacker, ist zufrieden. Der Erlös aus der Standmiete und vom Bier- und Pommesverkauf fließt in die Renovierung der entwidmeten Kirche und in die Siedlerklause. Die Kneipe, beliebter Treffpunkt unter den Bewohnern, muss kernsaniert werden.

Momentan arbeiten die vielen Ehrenamtlichen an einer neuen Heizungsanlage. Rund 100 000 Euro müssen noch in das ehemalige Gotteshaus investiert werden. Um die Summe zusammen zu bekommen, lassen sich die Siedler immer wieder neue Aktionen einfallen. „Wir wollen uns nicht verschulden und die Schulden der nachfolgenden Generation überlassen“, so Wolfgang Stahl. So müssen die Umbauarbeiten eben Schritt für Schritt erfolgen. „Wir hatten neulich eine Versammlung, da habe ich Licht-Paten geworben. Wir wollen in die Decke LED-Birnen einbauen, da kostet jede 60 Euro. Es haben sich aber Freiwillige gefunden, die dann jeweils eine Birne anschaffen.“

Noch sieht die Klause etwas provisorisch aus. Dort, wo früher die Theke stand, soll eine neue Küche eingebaut werden. In der alten Küche wird hingegen ein Herren-WC eingerichtet. Dafür fällt ein Sanitärraum weg, da die Kirche über eine Treppe mit der Kneipe verbunden werden soll. „Momentan muss man immer außen herum gehen, wenn man auf Toilette will “, so Stahl. Viele handwerkliche Arbeiten übernehmen er und seine Mitstreiter selbst. Manchmal geht es allerdings nicht ohne professionelle Hilfe. „Wenn wir innen eine Treppe einbauen, dann müssen wir nachweisen, dass die Statik stimmt.“ Sobald allerdings Handwerksfirmen anrücken, wird es wieder teuer.

Das wichtigste Mobiliar haben Stahl und die anderen aber schon zusammen – die Theke. Als vor einigen Jahren auf der Mülheimer Straße die Gaststätte „Schinderhannes“ dicht machte, sicherten sich die Siedler das Mobiliar. Das soll dann später eingebaut werden.

Der Zusammenhalt im Werthacker war übrigens auch Thema im Kulturhauptstadt-Jahr. Eine Künstlerin inszenierte die Siedlung als gallisches Dorf – und brachte alle Anwohner an einen Tisch. Auf diese Aktion spielt Morten Dalimot an, der den Stromkasten mit der Kirche und eben diesem gallischen Tisch verzierte. Drumherum sieht man die Bahnstrecken und Autobahnen – der Werthacker ist umzingelt von Schnellstraßen.

Im Winter soll die Siedlerklause übrigens fertiggestellt sein. Dann wird die Kneipe ohnehin 50 Jahre. Das muss gefeiert werden.