Duisburg. Dr. Joachim Bonn ist der neue Vorstandsvorsitzende der Duisburger Sparkasse. Er übernimmt ein „gut bestelltes Haus“. Und doch wird der neue Sparkassen-Chef eigene Akzente setzen. Der 47-Jährige kam 2009 vom Düsseldorfer Privatbankhaus Lampe nach Duisburg und passt nicht in jede vermeintliche Schublade der Sparkassenwelt

Den ersten Kontakt zur Sparkasse hatte er 1999: Da wurde seine Promotion zum damals schon aktuellen Thema „Bankenkrisen und Bankenregulierung“ mit dem Wissenschaftspreis der Kreissparkasse Recklinghausen ausgezeichnet. Zehn Jahre später, 2009, wechselte Joachim Bonn vom Düsseldorfer Privatbankhaus Lampe in den Vorstand der Duisburger Sparkasse. Seit dem 1. April ist der 47-Jährige der neue Vorstandsvorsitzende.

Ein Privatbanker, der zu einer Sparkasse wechselt, dieser Bastion kommunaler Geldmacht mit dem großen roten S für den „kleinen Mann“, das ist mittlerweile nichts Ungewöhnliches und Bonn hat die Sparkassenwelt verinnerlicht: „Früher habe ich bei Lampe dafür gesorgt, dass sich das Kapital der Eignerfamilie Oetker vermehrt, bei der Sparkasse erwirtschaften wir Dividende für den Bürger“, erklärt Bonn die öffentlich-rechtliche Aufgabe der Sparkasse und lobt das „erfolgreiche Haus“, dessen Vorsitz er nun vom Vorgänger Hans-Werner Tomalak übernommen hat. Stabil und gesund ist die Duisburger Sparkasse und das „trotz des schwierigen Marktgebietes“ hier im Revier.

Etwas weniger bürokratisch, etwas mehr pragmatischer

Was wird der Neue ändern? „Wir können auf einem sehr soliden Fundament aufbauen, und es gelingt uns hoffentlich, das eine oder andere noch zu optimieren. Vieles wollen wir auch gar nicht ändern“, betont Bonn, sondern Spielräume in dem engen „Regulierungskorsett“ nutzen. „Wir sollten etwas weniger bürokratisch sein, etwas pragmatischer, unternehmerischer, mutiger“, setzt Bonn leichte Signale und ergänzt: „Übervorsichtig ist nicht die Steigerung von vorsichtig.“

Einen Akzent hat der 47-Jährige gleich zu Beginn gesetzt und einen neuen Bereich Unternehmensentwicklung/Strategie geschaffen, den „Think Tank“ der Sparkasse. Er wird sich zum Beispiel mit der Weiterentwicklung der Online-Bankenwelt beschäftigen. Bonn erwartet, dass Filialgeschäft und Online-Banking immer mehr verschmelzen. Wird es irgendwann die Beratung via PC über Skype geben? „Da ist viel zu tun“, glaubt Bonn. Auch rechnet er damit, dass der Kostendruck zunehmen wird, nicht zuletzt durch das niedrige Zinsniveau. So wird Bonn nicht auch plötzlich die „Spendierhosen anziehen“ und die klamme Stadt mit üppigeren Ausschüttungen bedenken. „Mit Sponsoring, Spenden, der Ausschüttung, den Steuern und den Stiftungen kommen wir auf 12,5 Millionen Euro, die in die Stadt fließen. Man darf uns nicht überfordern“, stellt der Sparkassenchef klar.

Bonn war anfangs parteilos

Als bisheriger Firmenkunden-Vorstand hat sich Bonn seit 2009 „längst gut in der Stadt integriert“. Nach innen gilt Teamarbeit und Gesamtverantwortung des vierköpfigen Vorstandes, doch nach außen ist Bonn nun erster Ansprechpartner, wenn es um die Großbaustellen in der Stadt geht, wenn der „Konzern“ Stadt mit seinen Tochterunternehmen von Stadtwerken bis Gebag im Zusammenspiel mit der Sparkasse gefragt ist, wenn es aufs politische Terrain geht. Rathaus – Sparkasse, das ist schon immer eine der wichtigsten Entscheidungstrassen gewesen. „Vertrauen reduziert Komplexität“, setzt Bonn auf gedeihliche, vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Und die geht über Parteizugehörigkeit hinaus. Bonn kam als Parteiloser nach Duisburg, trat dann der „Tradition folgend“, dass der vierköpfige Sparkassenvorstand pari-pari schwarz und rot trägt, in die SPD ein. Politische Anzüglichkeiten dazu ärgern ihn, kränken die Bankerehre. Und in der Tat hatte Bonn im CDU-Fraktionsvorsitzenden Rainer Enzweiler einen seinen größten Fürsprecher bei seiner einstimmigen Wahl.

Das neue Gesicht der Sparkasse 

Mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden hat die Sparkasse fraglos ein neues, anderes Gesicht bekommen. Bonn ist eine andere Erscheinung, ein anderer Typus Banker als sein Vorgänger Hans-Werner Tomalak, der sich in 48 Dienstjahren vom Lehrling zum Chef hochgearbeitet hatte. Er ist auch eine andere Generation.

Der 47-Jährige ist schnell in eine Schublade gepackt, die vermeintlich nicht so recht in die Sparkassen-Kommode passt. Bonn kommt von einer Düsseldorfer Privatbank, kümmerte sich dort um vermögende Privatkunden, ums Firmengeschäft, um die Top 20-Kunden. So erfolgreich, dass man ihn 2009 zur Duisburger Sparkasse holte.

Jahrgangsbester in Bochum

Das Studium der Wirtschaftswissenschaften in Bochum beendete er als Jahrgangsbester, lang ist die Liste seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen, an Uni wie Düsseldorfer Bankakademie war er wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. Dozent. Eine Ochsentour und Karriereleiter der gehobenen Art.

Es sind Äußerlichkeiten, aber auch die zählen: Natürlich tragen Banker Anzug und Krawatte. Aber bei dem 47-Jährigen sitzen sie besonders gut. Er wirkt sportlich, elegant, stets gut frisiert mit gesunden Teint, Typ erfolgreicher Manager eben. Man könnte meinen, dass man als Sparkassen-Mann da einen Gang herunterschaltet, ein wenig Grau auflegt. Bonn tut das nicht.

Doch ein paar Klischees vorhanden

Und löckt vielmehr spielerisch ein wenig wider den Stachel. In der Sparkasse schon legendär sind seine Manschetten-Knöpfe: silberne Glücksspielwürfel! „Ein Geschenk meiner Frau. Ich mag sie sehr“, sagt er und gibt sich überrascht, dass seine Hemdzier Thema im Hause ist. Ebenso wie seine weißen Hemden mit den Initialen J.B. Snobismus? Schlicht eine Kragenfrage, erklärt Bonn. Er hat 37,5 Kragenweite statt der gängigen, kleinsten 38. Also lässt er schneidern, mit Initialen eben. „Das ist nicht teurer als ein Boss-Hemd“, sagt er, ohne einen „dicken Hals“ zu bekommen. Ach ja, Golf spielt der verheiratete, gerne reisende Bonn auch. Wen wundert es, gleich vor dem Garten seines Hauses in Mülheim-Selbeck liegt der Golfplatz.

So kommt ein vermeintliches Klischee zum anderen und Bonn bleibt gelassen dabei, setzt sogar noch eins keck drauf. Weil man ihm zu seinem Leidwesen unterstellt, er sei zu noch Höherem berufen (Bonn: „Ich bin ein bodenständiges Kind des Ruhrgebiets und sehe meine berufliche Zukunft hier in Duisburg“), foppte er die komplette Sparkassen-Führungsebene beim Amtsantritt zum 1. April mit der Ankündigung, er habe kurzfristig den Chefposten der Hamburger Sparkasse angenommen. April, April. Das muss man erst mal bringen!