Genau das richtige Programm für einen Frühlingsabend spielten die Duisburger Philharmoniker jetzt im 9. Philharmonischen Konzert der Saison. Unter der Leitung von Generalmusikdirektor Giordano Bellincampi gab es im Theater am Marientor beschwingte Stücke von Rolf Liebermann, Richard Strauss und Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Einen spannenden historischen Vergleich zwischen Rolf Liebermanns 1945 entstandenem „Furioso“ und dem 2. Konzert für Horn und Orchester aus dem Jahr 1942 von Richard Strauss bietet die erste Hälfte des Abends. Der Musik von Liebermann hört man die ungestüme Aufbruchsstimmung der Nachkriegszeit an. Über dem Brodeln des Schlagwerks und der Pauken stürmt die Musik fröhlich drauf los.
Ruhiger Mittelteil
Liebermann probiert hier das aus, was im Dritten Reich verboten war: Weitgehend ist das „Furioso“ 12-Ton-Musik, und die knalligen Blechbläser erinnern an den sinfonischen Jazz eines George Gershwin. Der ruhige Mittelteil klingt hingegen sehnsuchtsvoll spätromantisch. Bellincampi lässt die Philharmoniker effektvoll aufspielen, dass es eine Freude ist.
Großartiges Musikantentum ist auch im 2. Konzert für Horn und Orchester von Richard Strauss zu erleben: Radek Baborák spielt das anspruchsvoll-virtuose Stück, bei dem er fast pausenlos im Einsatz ist, mit einer atemberaubenden Perfektion. Er singt die melodischen Bögen des Andante wunderbar lyrisch aus, und das Rondo spielt er als muntere Plauderei.
So fröhlich und lichtdurchflutet ist diese Musik aus dem Jahr 1942, dass man fast vergisst, dass Strauss dieses Werk umgeben vom Weltkrieg und Naziterror geschrieben hat. Es scheint, als hätte sich der 78-jährige Komponist damals aus der Realität in eine heile Welt der Musik geflüchtet.
Radek Baborák und die Duisburger Philharmoniker unter Bellincampi lassen diese heile Strauss-Welt in reinem Wohlklang erstehen. Man merkt dem Orchester und seinem Generalmusikdirektor den ganzen Abend über an, mit welcher Freude hier musiziert wird. Vom Publikum und vom Orchester erntet Baborák schließlich begeisterten Beifall, für den er sich mit einer kleiner „Alpenfantasie“ bedankt.
Auch die Sinfonie Nr. 3 a-Moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy, die so genannte „Schottische“, ist ein Werk der hellen Farben. Zwar kann man sich plastisch vorstellen, wie sich der Komponist hier durch das nebelige Hochland, die wellenumtoste Küste oder alte Schlösser zu seiner Sinfonie inspirieren ließ, doch die optimistischen Momente überwiegen.
Bellincampi arbeitet mit den Philharmonikern die Dramaturgie des Werkes punktgenau heraus. Die schnellen Stimmungswechsel zwischen den geheimnisvoll-düsteren und den ausgelassen-fröhlichen Momenten gelingen spannungsvoll. Das Finale bekommt fast schon eine hymnisch-gelöste Atmosphäre. Das Publikum im gut besuchten Theater am Marientor dankt seinem Orchester mit herzlichem Beifall.