Mit großer Beunruhigung nimmt das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) die aktuellen Entwicklungen rund um die Häuser In den Peschen 3-5 in Rheinhausen zur Kenntnis. Ihr Leiter, Professor Siegfried Jäger, hat jetzt die Stadt Duisburg aufgefordert, „endlich ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden“.

Obwohl die rechtliche Grundlage fragwürdig sei, so Jäger, wolle Vermieter Barisic die Häuser räumen lassen. Die dort bereits unter sehr schlechten Bedingungen lebenden Menschen seien somit von Wohnungslosigkeit und weiterer sozialer Ausgrenzung bedroht. Einige hätten die Häuser bereits verlassen. Entgegen eines Ratsbeschlusses aus dem vergangenen Herbst existiere bisher kein Unterbringungskonzept, mit dem die städtische Wohnungsbaufirma Gebag den Mietern Alternativwohnungen anbieten sollte. „Bei den Bewohnern der Häuser handelt es sich um Duisburger Bürgerinnen und Bürger“, sagt Professor Siegfried Jäger. „Es sind Familien mit Kindern, die hier zur Schule gehen und die sich hier eine Zukunft aufbauen wollen. Menschen, die nach Duisburg eingewandert sind, haben die gleichen Rechte wie alle anderen auch. Eine Vertreibung ist inakzeptabel.“

Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung forscht seit 27 Jahren zu den Themen soziale Ausgrenzung, Rassismus und Einwanderung in Deutschland. Vor diesem Hintergrund bewertet das DISS Äußerungen des Duisburger Sozialdezernenten Reinhold Spaniel kritisch, der im Dezember erklärte, die Stadt müsse die von der Räumung bedrohten Menschen nicht bei der Suche von Ersatzwohnungen unterstützen. Vielmehr setze man darauf, dass sie wegen ihrer „hohen Mobilität“ die Stadt verlassen. Diese Haltung sei aber inakzeptabel.

Es sei Aufgabe einer Sozialbehörde, den Kreislauf der Diskriminierung zu durchbrechen. Keinesfalls sollte sie die Vorurteile und die prekäre soziale Situation der Betroffenen auch noch als Argument dafür in Stellung bringen, um eine erneute Vertreibung zu rechtfertigen. Auch in anderer Hinsicht sieht das DISS die Stadt in der Pflicht: Seit vielen Monaten tauchen im Internet unter anderem auf Facebook rassistische Beschimpfungen und Bedrohungen auf, bis hin zu der Forderung nach Pogromen. „Die Stadt muss deutlich machen, dass sie keine Form von Rassismus toleriert.“

Auch der „Runde Tisch - Offenes Rheinhausen“, getragen von Bürgern aus Kirchengemeinden, hat sich besorgt zu Wort gemeldet: „Mit großer Sorge sehen wir, dass die Anstrengungen der letzten 1 ½ Jahre sinnlos erscheinen, wenn Familien nach den ersten Schritten der Verständigung und Integration jetzt Rheinhausen verlassen. Wir halten es für unabdingbar, dass die Menschen, die unter anderem durch Schulbesuch und Beteiligung in Sportvereinen und Kulturprojekten ihre Bereitschaft zur Integration deutlich machen, entsprechend unterstützt werden.“