Er ist aus der Ära von Ex-OB Sauerland der letzte Mohikaner der CDU in der neu sortierten Führungsetage der Duisburger Stadtverwaltung: Rechtsdezernent Wolfgang Rabe. Im September endet seine achtjährige Amtszeit. Doch jetzt, am 7. April, sechs Monate zuvor, so will es die Gemeindeordnung von NRW, müssen ihm die Mitglieder des Stadtrates verbindlich erklären, ob sie das Arbeitsverhältnis beenden, oder ob sie es um weitere acht Jahre fortsetzen wollen.

Pikant ist daran zweierlei: Diese Frage muss unvermeidlicherweise vor der Kommunalwahl im Mai beantwortet werden. Und genau dies bringt die CDU in eine unangenehme Lage: Sie muss sich zwischen Ja und Nein entscheiden, wo sie doch am liebsten ein klares „Jein“ verkünden möchte. Sie muss erklären, wie sie es mit der beruflichen Zukunft jenes werten Parteifreundes halten will, der neben dem Parteifreund und Ex-OB Adolf Sauerland (CDU) ganz wesentlich für den massiven Ansehensverlust der Stadt Duisburg nach dem Todesdesaster der Loveparade 2010 verantwortlich ist.

Rainer Enzweiler, der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, steckt mit dieser Entscheidung in einer Zwickmühle: Schlägt er seinen Fraktionskollegen Rabes Wiederwahl vor - die angesichts der rot-rot-grünen Mehrheit im Rat aber pure Illusion ist - macht er damit deutlich, dass der katatsrophale Ansehensverlust der Stadt Duisburg nach der Loveparade-Katastrophe, für den ja Rabes Name steht, geringer anzusehen ist als die berufliche Karriere des werten Parteifreundes. Nibelungen-Treue statt CDU-Neuanfang?

Krank schreiben, Vorruhestand, was auch immer.

Schlägt Enzweiler aber Rabes Abwahl und somit einen personellen Neuanfang für die Stadt vor, werden Etliche in Partei und Fraktion aufbegehren und dem Fraktionschef üblen Verrat gegenüber Ex-OB Sauerland vorwerfen.

Aber: Wiedergewählt wird Rabe ohnehin nicht im rot-rot-grün dominierten Rat. Einzig, die CDU muss Farbe bekennen, sechs Wochen vor der Kommunalwahl – zu einem Zeitpunkt und einem Thema, zu dem die Schwarzen lieber ganz in Grau aufgetreten wären. Vor ein paar Wochen erklärte CDU-Fraktionschef Enzweiler noch, man nehme „das Thema Loveparade sehr ernst.“ Gestern indes mochte er sich überhaupt nicht mehr auf eine Gangart äußern. Nächste Woche werde die Fraktion entscheiden - dies sei für alle „eine Gewissensentscheidung“, da könne er nichts vorwegnehmen. Hinter den Kulissen indes hört man von intensivem Bemühen nach gesichtswahrenden Auswegen für Rabe und die CDU. Krank schreiben, Vorruhestand, was auch immer.

Die SPD indes als größte Fraktion im Rat hatte schon früh deutlich gemacht und dies gestern auch auf Nachfrage der NRZ noch einmal bekräftigt, dass es weiterhin einen CDU-Beigeordneten innerhalb des Vorstandes der Stadtverwaltung geben soll – er dürfe aber nur nicht Rabe heißen.

Und die Verwaltung hat schon einmal eine fein formulierte Zeitungsanzeige mit einer präzisen Stellenbeschreibung für einen neuen Rechtsdezernenten der Ratsvorlage angefügt - fehlt nur noch das Datum für den Abgabeschluss der Bewerbungen, einzureichen beim Büro des OB. Das steht spätestens am 7. April nach der Ratsitzung fest.