Sage und schreibe 162 806 Einsätze galt es für die Duisburger Polizei in 2013 abzuarbeiten. Das waren 7112 oder 4,6 % mehr als im Jahr zuvor. Was Polizeipräsidentin Elke Bartels bei der Vorstellung des Einsatzjahresberichtes kritisch anmerkte, war dabei die deutlich höhere Zahl von Fällen von häuslicher Gewalt: Sie stieg von 757 Einsätzen in 2012 auf nunmehr 890. Tendenz: weiter wachsend. „Inzwischen haben wir manchmal zehn bis 15 solcher Einsätze pro Tag“, erklärte Rüdiger Wollgramm, der zuständige Direktionsleiter und Chef der Schutzpolizei. „Für unsere Kollegen sind das immer ganz besonders unangenehme Einsätze.“

Häusliche Gewalt

Das Plus von 133 Fällen in diesem Bereich ist auch Polizeipräsidentin Bartels ein Dorn im Auge. In acht Fällen eskalierte der Streit in den eigenen vier Wänden derart, dass ein Totschlagsdelikt vorlag. In fünf Fällen blieb es, so Bartels, beim Versuch. Drei Opfer starben jedoch. Diese Fälle seien für die Polizisten nicht nur enorm zeitaufwendig, sondern vor allem sehr nervenaufreibend. Ein Grund für die gestiegene Fallzahl sei es auch, dass es immer mehr selbstbewusste Frauen gebe, die heimische Übergriffen zur Anzeige brächten. „Und diese Fälle gibt es in allen Stadtteilen, in allen gesellschaftlichen Schichten und bei allen Nationalitäten“, stellt Wollgramm klar.

Personalstärke

Rund 1700 Kräfte arbeiten im Polizeipräsidium Duisburg, exakt 700 davon in der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz. 386 von ihnen sind im Wach- und Wechseldienst, also auf Streife. „Das sind 35 mehr als im Vorjahr“, so Wollgramm. Elf von ihnen wurden der Polizeiinspektion (PI) Nord zugeteilt, 24 der PI Süd. Allein die zum Süden gehörende Wache Rheinhausen profitierte mit 13 neuen Kollegen. Das lag an der enorm gestiegenen Belastung durch die von Zuwanderern bewohnten Häuser an der Beguinenstraße und In den Peschen. „Dort hatten wir in 2013 ein stark erhöhtes Einsatzaufkommen“, sagte Wollgramm. Trotz dieser personellen Verbesserung würden zur vorgesehenen Sollstärke in Duisburg noch immer 79 Kollegen fehlen. „Dieses Soll erfüllt aber keine einzige Behörde in NRW“, verdeutlichte Präsidentin Bartels.

Einsatzreaktionszeiten

Wer unter der Nummer 110 einen Einsatz auslöst, musste im Schnitt 17 Minuten warten, bis die Polizei eintraf. „Unser Ziel war es, diesen Wert unter 15 Minuten zu halten. Da wollen wir besser werden“, so Bartels. Wichtig: Erreicht die Polizei ein Notruf, dass der Täter noch vor Ort ist, braucht sie im Schnitt nur sechs Minuten. „Und das ist ein guter Wert“, so Bartels. Bei Verkehrsunfällen mit Verletzten und/oder Unfallflucht sind es 8:40 Minten. „Die Zeit ist nicht das Alleinseligmachende. Mir ist wichtig, in welcher Qualität die Einsätze von den Kollegen abgearbeitet werden“, sagte die Polizeipräsidentin.

Besondere Einsatzlagen

2013 war das Jahr zahlreicher Sondereinsätze. Da wäre die Problematik mit den Zuwanderern aus Südosteuropa. In den Vierteln, in den sie sich niederließen, stieg zum einen die Zahl der Anzeigen aus dem Umfeld – meistens wegen Ruhestörung. Nachdem aber im Internet zu Gewalttaten gegen die Armutsflüchtlinge aufgerufen wurde, verstärkte die Polizei die Kontrollmaßnahmen im Umfeld. Das galt vor allem für Rheinhausen. Rechtspopulistische Parteien nahmen das zum Anlass für mehrere Demonstrationen im Umfeld diesen Häuser. „Das bindet unsere Kräfte ohne Ende“, so Wollgramm.

Rotlicht, Rocker und Fußball

Hinzu kam die Rockerproblematik mit ständigen Kontrollen im Rotlichtviertel. Das ist laut Einschätzung von Experten inzwischen eines der größten in Europa und hat in punkto Laufhaus- und Bettenzahl die bekannteren Rotlichtmetropolen Hamburg und Amsterdam überholt. Weitere Sondereinsätze: „Problemspiele“ bei den MSV-Fußballern, Kontrolle der Raserszene im Duisburger Norden, eskalierende Konflikte in der Libanesenszene in Laar, Marxloh und Beeck. Auffällig: Die meisten Einsätze für die Polizei gab’s im Juli. „Also genau dann“, so Wollgramm, „wenn sich das Leben der Menschen nach draußen verlagert.“