„Es fällt mir wirklich schwer, beim Mindestlohn Verlierer zu finden“, sagt DGB-Regionsvorsitzende Angelika Wagner. Ihre größte Sorge war, dass einzelne Branchen oder Langzeitarbeitslose von dem Gesetzesvorhaben ausgenommen werden könnten: „Dann hätte es nämlich Verlierer gegeben.“ Die Unkenrufe mancher Unternehmer, dass nun wegen der verordneten Lohnerhöhung Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor wegfallen oder ausgelagert werden, hält sie für unrealistisch: „Niemand wird zum Haareschneiden nach Bulgarien fahren, weil es dort noch günstiger ist.“ Wagner ist optimistisch: „Der Mindestlohn kurbelt das Wachstum gerade in unserer Stadt an, weil die Leute bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 20 000 Euro einfach mehr Geld im Portemonnaie haben werden.“

In Duisburg seien es besonders der Einzelhandel sowie das Bau- und Reinigungsgewerbe, die bald mehr zahlen müssen. „Löhne von fünf Euro oder unbezahlte Mehrarbeit auf 450-Euro-Basis sind zurzeit leider keine Seltenheit“, so die Gewerkschaftsvertreterin.

Dr. Claudia Weinkopf vom Duisburger Institut Arbeit und Qualifikation sieht vor allem die Frauen als Gewinner des neuen Mindestlohns: „Ihr Anteil an den Geringverdienern ist höher als der der Männer.“ In Großbritannien, wo man 1999 den Mindestlohn eingeführt hat, habe sich die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen bereits verringert – sie hofft, dass ein ähnlicher Prozess auch hierzulande beginnt. Dass Firmen nun Jobs abbauen und Arbeitnehmern zu den Verlierern des Mindestlohns werden, sieht die Forscherin gelassen: „Die meisten Nachbarländer haben schon den Mindestlohn und alle ausländischen Studien zeigen, dass Lohndumping nicht überlebt: Die Beschäftigten verlagern sich zu den Betrieben, die ordentliche Gehälter zahlen können.“

Viele Verlierer sieht indes der Duisburger Unternehmerverband. „Ein Mindestlohn ohne Ausnahmen schadet den Schwächsten am Arbeitsmarkt“, kritisiert Sprecher Matthias Heidmeier die Bundespläne, „Langzeitarbeitslose oder Menschen, die sich etwas hinzu verdienen wollen, werden ihrer Chancen auf einen Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt beraubt.“ Zur Wahrheit gehöre, dass ein allgemeiner Mindestlohn Jobs kosten werde: „Wenn der gesetzlich verordnete Einstiegslohn höher ist als die Produktivität der Arbeit, haben Unternehmen ein Problem. Es muss eben auch alles bezahlbar sein.“