Duisburg. . Als ordnungsgemäß eingeschriebene Studentin besitzt die Duisburgerin Alessa Rakowsky ein gültiges Semesterticket. Trotzdem soll sie aber immer wieder 40 Euro zahlen, weil ihre Chipkarte fehlerhaft und nicht lesbar sei. Inkasso- und Anwaltsschreiben sind für die 24-Jährige jetzt der Gipfel.

Seit Sommer 2011, seit Alessa Rakowsky Biologie und Deutsch auf Lehramt studiert, graust es der 24-Jährigen aus Wanheimerort vor der Bahnfahrt nach Essen und wieder zurück. Immer aufs Neue hat die junge Frau auf der S1-Strecke Ärger mit Kontrolleuren der Deutschen Bahn, die ihr Semesterticket nicht akzeptieren wollen und 40 Euro wegen angeblichen Schwarzfahrens in Rechnung stellen. Als sich Alessa Rakowsky aktuell auch noch mit einem Inkassounternehmen und Anwalt auseinandersetzen muss, ist für sie das Maß voll. Sie bittet die WAZ um Hilfe und erzählt die Geschichte von Anfang an.

Als ordnungsgemäß eingeschriebene Studentin zahlt sie in jedem Semester mit den Studiengebühren in Höhe von rund 260 Euro automatisch das Ticket für Busse und Bahnen. Ein Fahrausweis für den VRR/NRW-Nahverkehr. So steht es samt Lichtbild und Gültigkeitsdatum deutlich auf ihrer Chipkarte. Das Problem: Sobald Bahnkontrolleure die Karte in ihr Lesegerät stecken, erscheint nicht immer, aber doch in regelmäßigen Abständen eine Fehlermeldung.

Kontrolleur zu Fahrpreisnacherhebung verpflichtet

Und nur die sei in solchen Fällen maßgebend, wie ein Bahnsprecher auf WAZ-Anfrage mitteilt. Es ginge darum, einen möglichen Missbrauch auszuschließen. Deshalb könne auf dem Semesterticket stehen, was wolle: Der Kontrolleur sei in diesem Moment verpflichtet, eine so genannte Fahrpreisnacherhebung in Höhe von 40 Euro zu berechnen.

Jedes Mal zahlt Alessa Rakowsky verständlicherweise nicht, sondern schreibt an die DB-Zentrale in Baden-Baden. Jedes Mal wird das Verfahren eingestellt per Entschuldigungsschreiben, die der WAZ neben weiteren Belegen vorliegen. Und trotzdem beginnt jedes Mal in der S1 der Ärger von vorne.

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„Ich bin natürlich gleich nach dem ersten Vorfall und nicht nur einmal ins Studierendensekretariat gegangen und habe mein Ticket dort per Lesegerät kontrollieren lassen“, erzählt Alessa Rakowsky. „Da war alles in Ordnung.“ Sie bekommt deshalb kein neues Ticket, aber eine gestempelte und unterschriebene Bescheinigung.

Doch die Kontrolleure hätten sie trotzdem nur ausgelacht und munter weiter 40 Euro berechnet – bis Mitte November 2013. „Da hatte ich gedacht, dass mich endlich mal ein Kontrolleur versteht“, so die Studentin. Er habe ihr zwar einen Schnipsel über eine Fahrpreisnacherhebung gegeben. Das müsse er so machen, zu zahlen sei aber nichts.

Angeblich überfällige Zahlung

Alessa Rakowsky hakt den Vorfall ab, bewahrt den Schnipsel vorsichtshalber aber auf – und tut gut daran. Mitte Februar dieses Jahres bekommt die 24-Jährige einen Brief von einem Inkassounternehmen, das im Auftrag der Firma DB Vertrieb GmbH wegen einer angeblich überfälligen Zahlung knapp 80 Euro einfordert.

„Ich wusste erst gar nicht, was los war, hatte kein Mahnschreiben oder Ähnliches vorher erhalten, mich dann aber an den Schnipsel erinnert.“ Und siehe da: Die dortige Kundennummer ist identisch mit der im Inkassoschreiben und auch mit der in einem Brief, den ihr zwei Wochen später ein Anwalt schickt, um die Zahlungsforderung noch einmal zu erhöhen. Sie habe auch versucht, erzählt die junge Frau aus Wanheimerort, die Sachlage dem Anwalt telefonisch zu erklären – ohne Erfolg. „Es ist der Horror!“

Bahn bemüht sich nun "um eine kulante Lösung“ 

Für Alessa Rakowsky aus Wanheimerort ist der große Ärger rund um ihr Semesterticket hoffentlich bald zu Ende. Nach mehrmaliger Nachfrage der WAZ will die Bahn nun immerhin Kontakt mit der 24-jährigen Studentin aufnehmen und ihren Fall noch einmal überprüfen. „Wir bemühen uns um eine kulante Lösung“, so ein Bahnsprecher.

Grundsätzlich gebe es bei Kontrollen häufiger Probleme, die Semestertickets von Studenten der Universität Duisburg-Essen auszulesen. Sie sei die einzige Uni in NRW, die solche Tickets selbst ausgibt. Sonst machten dies die Verkehrsunternehmen. Die Bahn werde diesbezüglich versuchen, Gespräche mit der Essener Verkehrs-AG als vertragsführende Stelle zu führen, um Lösungen zu erörtern, damit diese Probleme künftig nicht mehr auftauchen.

"Absolute Ausnahme"

Diese sind der Uni selbst in der Form nicht bekannt, so eine Sprecherin. Schwierigkeiten mit Semestertickets seien die absolute Ausnahme. Falls es sie doch gebe, kümmere sich das Studierendensekretariat. Das müssten nicht die Studenten selbst tun. Das gelte auch für den aktuellen Fall.

Zudem soll Alessa Rakowsky nach dem ganzen Hickhack von der Uni nun doch eine neue Chipkarte bekommen. „Wenn’s hilft“, sagt die 24-Jährige. „Ich will doch einfach nur in Ruhe Bahn fahren und studieren.“