Eine spärlich ausgeleuchtete Unterführung, Putz bröckelt von der Decke, Zigarettenkippen auf dem Boden. Es stinkt nach Urin. Unbehaglicher könnte es hier kaum sein. Unweit akkurat gepflegter Vorgärten vor Flachdach-Bauten erhebt sich der Bahnhof Trompet. Und der ist wahrlich ein Schandfleck. Graffiti sind an das einstmals so stolze Bahnhofsgebäude geschmiert, an dem eine verrostete Satellitenschüssel baumelt. Im Streugut-Behälter türmt sich der Müll, Fahrpläne hängen verknickt in den Schaukästen. Der blanke Bahnhofshorror.
Vier mal im Jahr schickt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) Tester auf Reisen. Unter ihnen Studenten, Pendler, aber auch Profis in Sachen Bahnhofsbeurteilung. Anhand eines festen Kriterienkataloges nehmen sie die Haltepunkte unter die Lupe. Aus ihren Beobachtungen wird jährlich der Stationsbericht erstellt. Der aktuelle Report fällt nicht an allen 17 Bahnhöfen in Duisburg gut aus. Neben Trompet erhalten auch die Stationen Rheinhausen, Wedau und Großenbaum die Horrorbewertung „nicht akzeptabel“.
Eine Mio Euro für Graffiti-Beseitigung
„Uns ist die Servicequalität wichtig. Dazu gehören nicht nur die Züge, sondern auch die Bahnhöfe“, macht VRR-Sprecherin Sabine Tkatzik deutlich. Dabei ist der VRR gar nicht verantwortlich, denn die Bahnhöfe gehören der Bahn. Deren Tochter DB Station & Service kümmert sich um die Instandhaltung. Dort hat man den VRR-Report genau gelesen. „Wir nehmen den Stationsbericht sehr ernst, wenngleich dies immer nur Momentaufnahmen sind. Denn beispielsweise haben wir gerade Graffiti beseitigt und kurz danach ist wieder ein neues da. Außerdem halten wir es für nicht sachgerecht, wenn auch nur einige Zentimeter große Graffiti zur Abwertung führen. Für deren Beseitigung wenden wir jedes Jahr rund eine Million Euro auf“, sagt ein Bahn-Sprecher. In einigen Fällen ist für den Zugang zum Bahnhof sogar die Stadt als Besitzerin der Liegenschaft zuständig.
90 000 Euro Schaden hat die Bahn im Jahr 2013 an den Bahnhöfen in Duisburg durch blanke Zerstörungswut hinnehmen müssen. Die fehlen an anderen Stellen für nötige Erneuerungen. Trotzdem sind wichtige Projekte auch in Duisburg geplant. „Die Stationen Rheinhausen und Großenbaum werden im Rahmen der Modernisierungsoffensive 2 (MOF2) des Landes NRW renoviert. Die Station Rahm soll im Rahmen des Rhein-Ruhr-Express-Projektes (RRX) umgebaut werden“, so der Bahn-Sprecher. Insgesamt investiert der Konzern in NRW gemeinsam mit dem Land im Rahmen der MOF 2 rund 400 Mio Euro.
Kein Schwerpunkt für Gewaltdelikte
Ziel des VRR sei es, den Finger in die Wunde zu legen. „Verdreckte Bahnhöfe schaden dem Image des Nahverkehrs. An solchen Stationen haben viele Menschen ein mulmiges Gefühl“, sagt Tkatzik. Diese Ängste kann die für Bahnhöfe zuständige Bundespolizei aber ausräumen. „In Duisburg gibt es keinen Bahnhof, der Schwerpunkt für Gewaltdelikte ist“, sagt Monika Gößling von der Bundespolizei. Trotzdem ist die Station Rheinhausen ein Makel in der Statistik. Durchschnittlich wird hier eine Straftat wegen Vandalismus pro Monat angezeigt – mehr als an jedem anderen Bahnhof der Stadt.
Fotos:
Strauch, Pickartz, Schimmel