Als Saxofonist im Quintett von Miles Davis und als Mitbegründer der wegweisenden Fusion-Jazz-Formation „Weather Report“ gehört der inzwischen 80-jährige Wayne Shorter zu den großen Stars des Jazz. Mit seinem Quartett stellte er sich als Bandleader vor einigen Jahren auch beim damals jazzmusikalisch noch bedeutenden Traumzeit-Festival vor.
Im Jazz-Kabinett in der „Säule“ ging es jetzt zwar einige Nummern kleiner zu, doch das junge Trio um den Alt-Saxofonisten Felix Carlos Fritsche ließ dennoch fesselnde Interpretationen des Komponisten Wayne Shorter durch den Raum schweben. Begleitet von dem Bassisten Johannes Nebel und vom kreativen Schlagwerker Simon Camatta folgte das Ensemble dabei der Philosophie Shorters, Songs wie „Footprints“ oder „Neferti“ mit einem Höchstmaß an freier Improvisation immer wieder neu zu entwickeln.
So wartete auf die erfreulich vielen Besucher, die die „Säule“ als gute Adresse für Modern-Jazz aus der Region längst schätzen, statt eines harmonischen Melodienzaubers eher eine sperrige Klangwerkstatt mit Ecken und Kanten. Ganz im Sinne Wayne Shorters nahm das technisch hervorragende Trio die Kompositionen respektlos auseinander, bearbeitete sehr individuell am jeweiligen Instrument seine Einzelteile und fügte diese im Zick-Zack-Kurs wieder thematisch zusammen.
Felix Carlos Fritsche war mit seinen schnellen und kurzen Saxofon-Phrasen dabei der unermüdliche Themensucher und Verwüster. Bassist Johannes Nebel spielte jederzeit die nötigen Grooves und Schlagwerker Simon Camatta trommelte mit viel Beckeneinsatz und luftigen Percussion-Elementen mit präzisem Timing nicht nur den Takt dazu, sondern war mit seinem breiten Klangspektrum auch virtuoser rhythmischer Ideengeber. Es war insgesamt ein Programm, das keine abgestandenen Gassenhauer lieferte, sondern den großen Musiker Wayne Shorter auf die Bühne des aktuellen Avantgarde-Jazz zurückholte. Viel Beifall für ein starkes Trio.