Duisburg. .

Vor der offiziellen Eröffnung der 35. Duisburger Akzente warb der Polit-Plakat-Künstler Klaus Staeck in der Zentralbibliothek für die aktive Beteiligung an der Demokratie. Während der Eröffnung im Opernfoyer des Theaters gab es draußen auf dem König-Heinrich-Platz eine düstere Performance mit Klängen und Sätzen aus Lautsprechern, die in Einkaufswagen umher gefahren wurden. Nach der Eröffnung begann mit Lessings „Minna von Barnhelm“ das Theatertreffen. Und bei der Eröffnung ging es zwischen Opernarien von Lortzing („5000 Taler“, natürlich) und Gounod sowie dem Mummenschanz aus Goethes „Faust“ um das Akzente-Motto „Geld oder Leben“. Schon am Eröffnungsabend wurde deutlich, wie inspirierend dieses Thema ist und mit welchen Mitteln sich das Festival Geld und Leben und ihren Facetten in den kommenden zwei Wochen widmen wird.

„Große Vorfreude“ äußerte Oberbürgermeister Sören Link, der die Akzente „einen der größten kulturellen Schätze dieser Stadt“ nannte.

„Ein brisantes Thema, das Fantasien anregt und auch provoziert“, so NRW-Kultur-Staatssekretär Bernd Neuendorf. Es stelle sich auch die Frage, welchen Wert die Kunst habe. „Kunst und Kultur kosten, geben aber Reichtum zurück.“

Klaus Staeck in der Bibliothek

Mit den Reichen und Starken legt sich Klaus Staeck (76) schon sein halbes Leben lang an. Immerhin 41 Prozesse wurden gegen ihn geführt – und alle hat er gewonnen, weil die Gerichte die Grenzen der Meinungsfreiheit nie überschritten sahen. Viel las er nicht aus seiner vor 14 Jahren erschienenen Autobiografie „Ohne Auftrag. Unterwegs in Sachen Kunst und Politik“. Wichtiger war ihm – als „fröhlicher Christenmensch“ und Sozialdemokrat – weiter die anzuprangern, die in seinen Augen unmoralisch handeln. „ADAC ade“ heißt sein jüngstes Plakat über den Autoclub, der seit langem zu seinen Lieblingsgegnern gehört. Einer der jüngeren ist die „Krake Amazon“ und weitere Konzerne, die keine Steuern zahlen in dem Land, in dem sie das Geld verdienen und Mitarbeiter zu „Arbeitssklaven“ machen. Das klingt aber nicht mehr ganz so scharf wie früher.

Besonders besorgt Staeck das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das zur Europawahl die Drei-Prozent-Hürde für kleine Parteien gekippt hat. Das öffne den Rechten ganz neue Möglichkeiten.

Der Präsident der Akademie der Künste in Berlin attackiert aber auch „die Luxus-Intellektuellen“, die beispielsweise dazu aufrufen, nicht mehr zur Wahl zu gehen.

Woher sein Widerspruchsgeist und seine „Lust auf Demokratie“ rühren, erläuterte Staeck dann in amüsanten Anekdoten aus seiner Kindheit in Bitterfeld.