Drahtstücke liegen auf dem Boden, der von weißen Farbklecksen übersät ist. In einer Ecke der kleinen Halle auf dem alten THW-Gelände in Buchholz bullert ein Heizlüfter, in einer anderen Ecke stapeln sich Holzleisten. Kein Zweifel, hier wird gearbeitet. Tagelang, wochenlang, monatelang. Und alles nur für ein paar Stunden Ruhm. Die Wagenbauer der KG Grün/Rot Neudorf 1990 basteln an ihrem neuen Projekt: Dem Prunkwagen für den Rosenmontagszug 2014.

Uwe Ceglecki ist der Chef der Truppe, die seit der Session 2009/2010 jedes Jahr einen neuen Wagen zusammenbastelt. Immer schrill, immer bunt und immer beeindruckend. „Gelernt haben wir das bei einem der Workshops von Jaques Tilly, der für den Düsseldorfer Rosenmontagszug viele Wagen baut“, sagt Ceglecki. Denn das Vorgehen ist beim Bau eines Prunkwagens immer gleich. Ganz egal, ob der Wagen durch Köln, Düsseldorf oder Duisburg rollt.

„Alles beginnt mit der Idee für das Motiv. In diesem Jahr richten wir uns ganz stark am Sessionsmotto ,Karneval im Blut tut Duisburg gut’ aus. Meist beginnen wir die Arbeiten schon mehr als fünf Monate vor Rosenmontag“, erklärt der 51-jährige Chef-Wagenbauer. Er ist es auch, der in detaillierter Kleinarbeit am Computer den Entwurf für den neuen Wagen ausarbeitet.

Kaninchendraht für die Formen

Mit einem Lichtprojektor wird der Entwurf an den Wagen geworfen und nachgezeichnet. Dann beginnt die echte Filigranarbeit. Mit speziellem Kaninchendraht wird auf einem zuvor angebrachten Holzgerüst die grobe Form des Motivwagens erarbeitet. „In der Anfangszeit treffen wir uns immer samstags, um den Wagen zu bauen. Je näher der Rosenmontag rückt, desto öfter müssen wir dann aber meist auch in der Woche ran, um auch wirklich fertig zu werden“, sagt Ceglecki.

Stimmt die Form des Drahtes, werden sogenannte Klebebrücken angebracht, um das Kaschieren zu beginnen. Ohne diese Brücken würde das Obermaterial an dem dünnen Draht nicht halten. „Das machen wir mit nassfestem Blumenpapier und Knochenleim“, sagt der Wagenbau-Experte. Fünf bis sechs Arbeitstage dauert es, bis das Drahtgerüst mit dem Blumenpapier bedeckt ist und die feinen Malerarbeiten beginnen können. Dafür nutzen die Wagenbauer Spritzpistolen, um großflächig und schnell, aber auch sehr fein arbeiten zu können. Bis aus dem weißen Koloss ein bunter Mottowagen geworden ist, dauert es noch einmal mindestens vier Tage.

Menschliche Formen sind sehr schwierig,

Weit mehr als 1000 Arbeitsstunden und mehr als 1000 Euro Materialeinsatz stecken dann in dem Wagen, der gerade einmal für knapp drei Stunden bestaunt werden kann.

„Trotzdem lohnt sich der ganze Aufwand. Der Prunkwagenbau gehört für mich zum Karneval einfach fest dazu“, sagt Ceglecki, der sich für sein Team auch immer neue Herausforderungen einfallen lässt.

„Menschliche Formen sind sehr schwierig, aber auch an die werden wir uns wagen“, verrät er schmunzelnd.