Während viele ausgelassen feiern, tanzen und schunkeln, ist für andere der Karneval die große Bühne. Sie sorgen erst dafür, dass echte Stimmung aufkommt. Den schwierigsten Job haben dann ohne Zweifel die Büttenredner. Ganz allein stehen sie im Rampenlicht, wenn hunderte, manchmal tausende Augenpaare auf sie schauen. Dann muss jeder Gag sitzen, jede Pointe das richtige Timing haben. Für Jan Kinzel ein echter Traumjob. Lampenfieber kennt er nicht. Dabei ist der Nachwuchs-Büttenredner aus Serm gerade einmal 15 Jahre alt.

Mit 13 stand er das erste Mal im Festzelt der KG Südstern Serm in der Bütt. Ein Sermer Karnevals-Urgestein hatte ihn auf die Idee gebracht: Heinz Baltes. „Ich habe Jan schon als Kinderprinz 2008 gesehen und ihn reden hören. Da war mir klar, dass er das Zeug zum Büttenredner hat“, erinnert sich Baltes, der selbst 30 Jahre lang auf den Karnevalsbühnen der Stadt stand und heute Mentor von Jan ist.

Gemeinsam schreiben die beiden an Jans Büttenreden. Mehrere Stunden wird an den Witzen gefeilt und schon Monate vor dem Auftritt werden Ideen gesammelt. „Die große Erfahrung von Heinz hilft mir sehr“, sagt der Nachwuchs-Redner. Denn nach 30 Jahren Karneval und ungezählten Reden in der Bütt weiß Baltes ganz genau, welcher Gag den Massen die Tränen in die Augen treibt. In Serm gibt es eigene Gesetze: „In der Rede muss vorkommen, was im vergangenen Jahr in Serm wichtig war. Ein Sermer wird immer besonders durch den Kakao gezogen. Und natürlich der Pastor, der muss auch ein paar Witze aushalten. Der Rest der Rede sind Dinge aus dem Alltag. die Mischung muss stimmen“, erklärt Jan.

Auch eigene Ideen versucht der 15-Jährige, in die Reden einzubauen, denn sein Ziel ist klar. Jan will ein erfolgreicher Büttenredner werden. „Natürlich wäre es ein Traum, bei der Prinzenkür in Köln dabei zu sein. Aber das ist noch weit weg.“ Trotzdem, sein Talent haben auch schon andere Karnevalisten in Duisburg entdeckt und angefragt, ob er auf ihren Veranstaltungen auftreten könne. „Aber weil das mein erster Auftritt war, habe ich erstmal abgelehnt, um hier in Serm noch etwas mehr Erfahrung zu sammeln. Aber wenn mich jetzt noch einmal jemand fragen würde, würde ich gerne auch bei weiteren Veranstaltungen in die Bütt gehen“, sagt Jan selbstbewusst.

Die Grundregeln hat er ohnehin längst verinnerlicht. Egal, wie groß die Halle auch ist. Laut und langsam zu sprechen, ist unerlässlich. Und seine Reden, die hat er ohnehin vorher 20 oder 30 Mal geprobt. Die Texte sitzen.