Der Anblick ist atemberaubend, der Ausblick spektakulär: „Tiger & Turtle--Magic Mountain“ heißt die Landmarke hoch über Wanheim, die sich – selten für ein modernes Kunstwerk – die Herzen der Menschen weit über Duisburg hinaus erobert hat.

Besucher in sechsstelliger Zahl kamen inzwischen zu der Großskulptur, der man nicht ansieht, dass sie auch eines der schwierigsten Umweltprobleme in Duisburg markiert. Denn „Tiger und Schildkröte“, im Volksmund schlicht und respektlos die „Achterbahn“ genannt, wären in ihren Weitenwirkung nicht möglich ohne die Heinrich-Hildebrand-Höhe. Der weniger magischer Berg ist als äußerst geschickt kaschierte Deponie für Problemabfall bekannt.

Was jetzt grün grüßt mit Rasen und anderem Bewuchs, was mit Wegen in die Höhe erschlossen ist, birgt nämlich die Überreste der ehemaligen „Metallhütte Duisburg“ oder MHD, die im Sommer 2005 für immer ihre Tore schloss. Was von der früheren Zinkhütte blieb waren giftiger Müll und eine belastete Werksanlage, die abgerissen werden musste. Und die Trümmer von damals sind die 35 Meter hohe Basis der Kunst von heute.

Und sicherlich auch noch des Vergnügens von morgen, dank der Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth, die sich mit ihrem Entwurf bei einem Wettbewerb durchsetzen konnten, den die Stadt Duisburg 2009 im Vorfeld des Kulturhauptstadtjahres 2010 ausgeschrieben hatte.

Mit dem verzinkten Stahl als Material ihres Werkes nahmen die beiden Künstler die Vorgeschichte des Standortes auf, zumal sich von der Höhe aus auch noch ein reizvoller Überblick über die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann bietet. Dass HKM stählerne Stützen zur Landmarke beisteuerte, sei nicht verschwiegen.

Auf einer Fläche von 40 mal 40 Metern entstand von Sommer 2010 bis zur Eröffnung im November 2011 die 90 Tonnen schwere „Achterbahn“, die an ihrer höchsten Stelle mehr als 20 Meter hoch ist. Besucher können die Kunst begehen, wenn auch nicht bis zum höchsten Punkt. Nachts wird „Tiger & Turtle“ beleuchtet, ein überaus reizvoller Anblick.

Zwei Millionen Euro kostete das Kunstwerk, die nicht durch durch Mittel der Kulturhauptstadt zusammenkamen, sondern auch durch private Förderer und städtische Unternehmen. Es stehe, steht’s auf der eigenen Homepage im Internet, „beispielhaft für innovative und außergewöhnliche Lösungen bei der Erneuerung der industriell genutzten Landschaft im Ruhrgebiet“.

Höhen-Namensgeber Heinrich Hildebrand war übrigens ein Heimatforscher im Duisburger Süden. Er starb 2004.