Der Auftrag kommt aus dem Innenministerium: Die Polizei Essen soll den Kampf gegen kriminelle Rockerbanden an Rhein und Ruhr koordinieren. Eine „Besondere Aufbauorganisation“ leitet nun alle Ermittlungen im eskalierenden Rockerkrieg – auch die zur Ermordung des Duisburger Hells Angels Kai M. (33).
„Besondere Aufbauorganisation“ (BAO) nennt die Polizei eine solche Stabsstelle, „die bei besonderen Lagen alle Informationen aus anderen Einsatzabschnitten bündelt und das Vorgehen koordiniert“, erklärt Wolfgang Beus, Sprecher des Innenministeriums. Zu den räumlichen „Einsatzabschnitten“ des Essener Stabes zählen entsprechend und auf Dauer nun beispielsweise auch Duisburg, Oberhausen und der Niederrhein.
Dass Essen die Koordinierungsaufgabe übernimmt und nicht etwa das Präsidium in der „Rocker-Hauptstadt“ Duisburg, erklärt Wolfgang Beus vor allem mit den organisatorischen Rahmenbedingungen: Das Essener Präsidium ist landesweit eins von sechs Hauptstellen, in dem ständige Stäbe eingerichtet sind: „Die können Großeinsätze ganz anders vorbereiten.“ Auch bei Razzien und Kontrollen im Rockermilieu zwischen Krefeld und Essen führt deshalb künftig die Essener BAO Regie.
Dass (verdeckte) Ermittler, Einsatz- und Kommissionsleiter anderer Behörden nun nach Essen berichten, wirft auch ein Licht auf den Stand der Ermittlungen: Die Experten in Landeskriminalamt (LKA), Düsseldorfer Ministerium und Präsidien vor Ort sehen Zusammenhänge zwischen mehreren Gewalttaten in der seit 2012 von Verteilungskämpfen und Überläufern geprägten Szene . Unaufgeklärt sind in der Region noch mehrere bekannt gewordene Attacken.
Der Konflikt zwischen Hells Angels und Bandidos eskalierte öffentlich im Februar 2013, als Unbekannte in Oberhausen 13 Kugeln auf einen BMW abfeuerten. Ein Duisburger Hells Angel (23) überlebte zwei Bauchschüsse. Die Duisburger Kripo versucht nun aktuell seit Anfang Februar diesen Jahres aufzuklären, wer den Hells-Angels-Rocker Kai M. (33) tötete , dessen Arm postmortal abtrennte und in den Rhein warf. M.s Leiche wurde bislang nicht gefunden. Einen Tatverdächtigen musste die Polizei wieder laufen lassen. Kai M. wollte angeblich von den Höllenengeln zu den Bandidos überlaufen.
Die BAO habe ihre Arbeit als Revier-Zentrale zur Bekämpfung krimineller Rockergangs „mit großem Personalaufwand aufgenommen“, erklärt Peter Elke, Sprecher der Polizei Essen/Mülheim. „Dazu werden auch Experten der anderen Präsidien einbezogen.“ Die sind in den vergangenen Tagen oft auch persönlich ins Präsidium geeilt, um sensible Nachrichten nicht telefonisch oder schriftlich übermitteln zu müssen. Den Austausch zwischen den Polizeibehörden habe es zur Rockerkriminalität schon früher gegeben, so Elke, „wir hoffen aber, dass wir jetzt noch schneller und effizienter kommunizieren.“