Das war kein schönes Geburtstagsgeschenk für die 1. Große Karneval-Gesellschaft Rot-Weiß Hamborn-Marxloh: 24 Stunden vor der Prunksitzung zur Feier des fünf mal elfjährigen Bestehens teilte die Stadt mit, dass es für den Veranstaltungsort Clauberg-Halle keine Genehmigung gibt. Gefeiert wurde am Samstag trotzdem: In einer beispiellosen Aktion verlegte die KG ihre Sitzung kurzfristig in das Abtei-Zentrum.

Präsident Wolfgang Swakowski versteht die Welt nicht mehr: „Der Mietvertrag mit der IMD wurde am 15. Januar unterschrieben. Bis Freitagnachmittag sind wir davon ausgegangen, dass es keine Probleme gibt.“ Erst um 18 Uhr, als die Rot-Weißen den Bühnenaufbau in der Clauberg-Halle schon gestemmt hatten, teilte die Stadt mit, dass es Probleme mit dem Brandschutz gebe. „Was es genau war, wissen wir allerdings nicht“, so Swakowski.

OB Link sorgt für Aufklärung

Oberbürgermeister Sören Link, der mit seiner Freundin am Samstag bei den Rot-Weißen feierte, kann da helfen: „Es geht um eine Holzvertäfelung, für die kein Brandschutzgutachten vorlag. Und das war in der Kürze der Zeit nicht mehr zu bekommen.“ Er könne den Mitarbeitern der städtischen Ämter solche Entscheidungen nicht abnehmen, bedauert Link. Ist dafür aber des Lobes für die Rot-Weißen voll: „Ich ziehe meinen Hut vor diesem Verein, der es geschafft hat, die Sitzung so schnell an einem anderen Ort stattfinden zu lassen.“

Mehrere Ersatz-Lösungen hatten Stadt und IMD den Hamborn-Marxlohern angeboten: Man könne die Sitzung in die Rheinhausen-Halle verlegen, oder auf dem Hof des Clauberg-Gymnasiums ein Zelt aufstellen. Man hätte den Rot-Weißen aber wohl genau so gut sagen können, sie sollten auf dem Mond feiern. „Wir haben uns dann für das Abtei-Zentrum entschieden“, so Vorstandsmitglied und Rechtsanwalt Axel Koch, der sich bei Gastronom Toni Link für dessen spontane Unterstützung nur bedanken kann. Im Abtei-Zentrum hatten sich einige Mitglieder von Rot-Weiß just am Freitagabend aufgehalten. Die Hamborner Politik hatte zum Neujahrsempfang geladen. Thema: Stärkung des Ehrenamtes. „Es war interessant zu sehen, dass hier Vertreter der Stadt die Bedeutung des Ehrenamtes betonten, während Mitarbeiter der Stadt zur gleichen Zeit zwei Kilometer entfernt zeigten, was sie vom Ehrenamt halten“, so Dieter Seedorfer, Präsident des Landesverbandes Rechter Niederrhein. „Mir gibt die zeitliche Nähe des Geschehens zur Anklageerhebung in Sachen Loveparade zu denken“, meint Seedorfer. „Möglicherweise wollte da jemand zeigen, wer hier das Sagen hat.“ Angesichts der Brandschutzbedenken der Stadt für die Clauberg-Halle würden sich aber noch ganz andere Fragen stellen: „Wie kann es sein, dass das für eine Karnevalsveranstaltung wichtig ist, für schulische Veranstaltungen aber anscheinend nicht?“

Sitzungspräsident Volker Mosblech konnte sich am Samstagabend nur bei den vielen Helfern bedanken: 35 Leute schafften es, innerhalb von nur einem Tag das gesamte Equipment zum neuen Veranstaltungsort zu transportieren. „Es gab zahlreiche Hilfsangebote, unter anderem von der Ehrengarde und von der Prinzengarde.“ Und auch das Publikum zeigte Verständnis: „Keine Karte ist zurück gegangen.“ Bei einem niveauvollen Programm wurde am Samstagabend bis in die Puppen ausgelassen gefeiert. Motto: Jetzt erst recht!

Verlust in vierstelliger Höhe

Wirtschaftlichen Schaden werden die Rot-Weißen dennoch haben: „Für Kautionen und den geplatzten Vertrag mit dem Caterer werden wir wohl vierstellige Beträge abschreiben müssen“, so Präsident Wolfgang Swakowski.

Kurios bleibt: Die Clauberg-Halle wurde erst vor zwei Jahren wegen Brandschutzmängeln für mehr als 350.000 Euro saniert. Die KG Rot Weiß war der erste Veranstalter, der im Februar 2012 in der frisch renovierten Halle feiern durfte.