Komatrinken unter Jugendlichen ist seit Jahren längst kein Karnevalsproblem mehr. Die Sauferei von mehrheitlich Minderjährigen bis der Notarzt kommt, schlägt sich seit Jahren in den Statistiken auch des Landes nieder. Die unlängst für 2012 veröffentlichten Daten zeigen im Vergleich zu 2011 für Duisburg einen deutlichen Rückgang bei der Zahl der Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren, die wegen akuter Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt werden mussten. Ein Grund zum Jubeln ist das aber nicht.

Zwar wurden im vergangenen Jahr 6,4 % weniger junge Komasäufer als 2011 in die Kliniken eingeliefert, doch in absoluten Zahlen macht das gerade mal einen Unterschied von acht Jungen und Mädchen aus (2012: 117 Jugendliche insgesamt; 2011: 125 Jugendliche). Gleichzeitig machen die Zahlen deutlich, dass sich die Mädels beim exzessiven Trinken keineswegs zurückhalten. Im Gegenteil, waren es 2011 noch 47 volltrunkene Mädchen, um die sich die Ärzte kümmern mussten, waren es im vergangenen Jahr bereits 54. Dieser Trend hält seit drei Jahren an.

Hilfe durch „Halt“

Michael Lobscheid, Sprecher der IKK, mutmaßt, dass besoffene Jungs nach dem Motto „wer noch gehen kann, stütze die anderen“ oft von den Kumpels noch nach Hause gebracht werden, während Mädchen im volltrunkenen Zustand eher Beschützerinstinkte wecken und deshalb eher in den Kliniken und dadurch auch in den Statistiken landen. Udo Horwat vom Suchthilfeverbund Duisburg gibt unumwunden zu, das nicht erklären zu können: „Ich wüsste selber gerne, warum die Mädels da so aufholen.“ Genauso wenig könne er beantworten, warum Duisburg von 2010 bis 2012 mit etwa 400 registrierten Fällen von jugendlicher Koma-Trinkerei eine vergleichsweise geringe Rate hat. Hamm, Soest und Münster schlagen da mit gut der doppelten Zahl zu Buche. Dortmund liegt bei über 700.

Horwat: „Das Konsumniveau unterliegt immer Schwankungen. Zudem ist die Dunkelziffer in allen Städten weitaus höher. Aufgelistet werden ja nur die in den Krankenhäusern behandelten Vollrausch-Fälle.“ Besonders besorgniserregend ist für Udo Horwat allerdings das Alter der Kampftrinker: „Die fangen immer früher damit an. Wir haben es nun öfter mit 12- und 13-Jährigen zu tun, die noch voll in der Entwicklung sind. Komasaufen kann da zu heftigen und langfristigen irreparablen Schäden führen.“

Horwat erinnert sich an einen Fall, bei dem ein 13-Jähriger mit 3,3 Promille in die Klinik eingeliefert wurde. Nicht nur in diesem Härtefall ist eine Hilfe über die Ausnüchterung hinaus sinnvoll. Deshalb hat der Suchthilfeverbund eine Kooperation mit den drei für Duisburger Fälle zuständigen Kliniken (Wedau Kliniken, Katholisches Klinikum Duisburg, Vinzenzhospital Dinslaken) vereinbart. Den Jugendlichen und ihren Eltern wird eine Teilnahme an dem Projekt „Halt - hart am Limit“ angeboten, das auf Freiwilligkeit basiert. Inhaltlich geht es um ein Gruppentreffen, bei dem die Jugendlichen mit anderen über ihre Alkoholexzesse sprechen können, sowie um einen kostenlosen Klettertag.

Dabei soll der Einzelne Grenzerfahrungen machen sowie das Erlebnis mitnehmen, von der Gruppe gesichert und gestützt zu werden. Es geht um die Stärkung von Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit. Horwat: „Alkohol gehört zu unserem gesellschaftlichen Leben. Junge Leute sollten lernen, selbstbewusst und sorgsam damit umzugehen.“