Duisburg. . Würde man alle Aktenordner aufeinaderstapeln, die die Staatsanwaltschaft Duisburg im abgeschlossenen Ermittlungsverfahren zur Loveparade-Katastrophe zusammengetragen hat, würde der Turm die Höhe der höchsten Häuser in Duisburg erreichen. Eine Übersicht über die Daten-Flut.
Die Akten zum Ermittlungsverfahren der Duisburger Staatsanwaltschaft zur Loveparade-Katastrophe umfassen inzwischen 76 Bände mit mehr als 37 000 Seiten. Hinzu kommen 623 Sonderbände und Beweismittelordner. „Würde man diese Akten aufeinandertürmen, würden sie bis an die Spitze der höchsten Duisburger Häuser reichen“, wählte Oberstaatsanwalt Michael Schwarz ein anschauliches Bild. Durch diese Aktenberge werden sich zahlreiche Beteiligte des zu erwartenden Mammutprozesses wühlen müssen. Ab wann und wo dieser stattfinden wird, steht nach wie vor nicht fest.
Während Anwalt Julius Reiter, der als Rechtsbeistand die Interessen von rund 100 Hinterbliebenen und Opfern vertritt, sich erhofft, dass noch in diesem Jahr Prozessauftakt sein wird, erwarten andere Experten eher 2015 als wahrscheinlichen Starttermin. Reiter hatte in einem TV-Interview am Mittwoch noch einmal öffentlich geklagt, wie lang sich die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hingezogen hätten. Die über dreieinhalbjährige Wartezeit hätte vielen Betroffenen an den Nerven gezerrt und sei hinderlich für ihren Aufarbeitungsprozess der Tragödie mit 21 Toten und 652 Verletzten gewesen.
Termin für den Prozessauftakt steht noch nicht fest
Bei der Pressekonferenz zur Anklageerhebung gegen zehn Angeschuldigte am Mittwoch in der Rheinhausenhalle (wir berichteten) hatten Michael Schwarz und Horst Bien, der Leiter der Duisburger Staatsanwaltschaft, noch einmal auf die zu bewältigende Datenflut für die Ermittler hingewiesen. 963 Stunden Videomaterial galt es auszuwerten, hinzu kam die Sichtung von Material auf Datenträgern, das 804 Terabyte (das sind über 823 000 Gigabyte!) umfasste. Befragt wurden zudem Hunderte Augenzeugen. Alles das wurde von 96 Beamten des Polizeipräsidiums Köln (die Polizei Duisburg durfte damals als möglicher Mitschuldiger nicht selbst ermitteln) sowie von fünf Dezernenten und einem Abteilungsleiter der Staatsanwaltschaft Duisburg ausgewertet.
Aklageschrift umfasst 553 Seiten
Eingeflossen sind die wichtigsten Erkenntnisse ist eine 553-seitige Anklageschrift. Die Staatsanwaltschaft Duisburg kündigte an, im kommenden Prozess mindestens 149 Zeugen und 14 Sachverständige vorladen zu wollen. Darunter sollen auch Duisburgs Ex-OB Sauerland und Lopavent-Chef Schaller sein (wir berichteten).
Nicht alle der 652 Verletzten können als Zeuge auftreten. „Aus Gründen der Verfahrensvereinfachung und -beschleunigung haben wir uns auf 18 beispielhafte Fälle beschränkt“, erklärte Oberstaatsanwalt Schwarz. „Sonst hätte allein die Beweisaufnahme länger als ein Jahr gedauert.“