Die offizielle Verkündung der Anklageerhebung gegen Beschuldigte der Loveparade-Katastrophe hinterlässt bei vielen Opfern und Hinterbliebenen einen bitteren Beigeschmack. Bis Mai will die Bochumer Rechtsanwältin Bärbel Schönhof, die 30 Opfer vertritt, in Zivilverfahren Klage erhoben haben. Klage gegen die Stadt, das Land als Vorgesetzte der Polizei, gegen den Veranstalter Lopavent und gegen Lopavent-Geschäftsführer Rainer Schaller persönlich.

Sie werde jetzt der zuständigen Haftpflichtversicherung Axa noch die entsprechenden Fristen setzen und hoffe, dass sich das Unternehmen bewege. Doch wenn nicht, so Rechtsanwältin Schönhof gestern, sei der Gang vor Gericht für ihre Mandanten unumgänglich.

Die Lopavent als Veranstalter der Loveparade 2010 hatte die gesamte Techno-Party für 7,5 Millionen Euro bei der deutschen Tochter des französischen Versicherungskonzerns Axa gegen Personen- und Sachschäden haftpflichtversichert. Eigentlich eine viel zu geringe Summe angesichts der Menschenmassen, mit deren Kommen bereits im Vorfeld gerechnet worden war. Selbst viele Privathaftpflichtversicherungen decken Schadenssummen von zehn Millionen Euro ab.

Angesichts der 21 Toten und 652 Verletzten wirken 7,5 Millionen Euro wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Als Beispiel nannte Bärbel Schönhof gestern Entschädigungssummen von 10 000 bis 20 000 Euro, die die Versicherung manchen dauerhaft Geschädigten angeboten habe: „Das sind Menschen, die ihr Leben lang nicht mehr oder nur eingeschränkt arbeiten können.“

Außerdem müssten viele der Opfer dauerhaft medizinisch und therapeutisch versorgt werden, so die Anwältin. „Wenn wir von einer durchschnittlichen Lebenserwartung ausgehen, bekommen diese Menschen dann 14 Cent am Tag“, macht die Rechtsanwältin eine ernüchternde Rechnung auf. Deshalb müsse sich der Versicherungskonzern bewegen, oder Bärbel Schönhof wird im Namen ihrer Mandanten Stadt, Land, Lopavent und Rainer Schaller verklagen.

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