Duisburg.
Um elf Uhr hatte ein Kurier die Anklageschrift dem Rathaus überstellt. Die Verwaltungsspitze saß gerade zur Sitzung beisammen. Zwei Aktenordner umfasst die Anklage. Sechs Namen werden dort genannt. Die Personen erwartet die Anklage wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung.
Bis auf den wahrscheinlich aufgeführten Ex-Baudezernenten Jürgen Dressler sind die betroffenen städtischen Bediensteten – Bauordnungsamtsleiterin wie Mitarbeiter – noch im Dienst. Alle zählten zu Dresslers Dezernat. Das Ordnungsamt, Beschuldigte aus dem Bezirksamt und Rechtsdezernent Rabe stehen nicht auf der Liste.
Die Staatsanwaltschaft rechnet mit einem großen Medienandrang zur ihrer Pressekonferenz, auf der sie die grobe Linie ihrer Anklageerhebung erläutern wird, nachdem gestern die Klageschrift allen Prozessbeteiligten zugestellt wurde. Von bis zu 200 Journalisten ist die Rede. Deshalb hat die Staatsanwaltschaft die Rheinhausenhalle angemietet. „Wir haben im Gericht keine passenden Räumlichkeiten. Unser oberstes Ziel war es, nicht in die Verlegenheit zu kommen, Journalisten abweisen zu müssen“, erklärt Pressestaatsanwalt Michael Schwarz die Ortswahl. Wo – wohl erst 2015 – der Prozess stattfinden wird, ist offen. Sicher nicht im viel zu kleinen Duisburger Landgericht, auch nicht in der Rheinhausenhalle. Im Gespräch ist die Messe Düsseldorf.
Keine leichte Stellungnahme für OB Link
Oberbürgermeister Sören Link wird am Mittwoch um 12.30 Uhr eine Erklärung abgeben. Das wird keine leichte Stellungnahme für den Rathauschef. Er will Aufklärung und Klärung von Verantwortung, zugleich ist er der Vorgesetzte angeklagter Mitarbeiter. Ob er auch Stellung nimmt, dass nur die Bauordnung letztlich ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten ist?
Für die Verlautbarung des OB hat die Stadt eine besondere Form gewählt: Nach seiner Stellungnahme wird es keine Nachfrage-Möglichkeit geben. Antworten gibt es nur schriftlich. Zu intensiv ist da noch die missratene Pressekonferenz nach der Katastrophe mit Ex-OB Sauerland im Ratssaal in Erinnerung. Deshalb schied auch dieser Ort als Presseraum aus, weicht die Stadt nebenan in den „Kleinen Prinzen“ aus.