Das Jugendamt öffnet sich: In einem der Glaspavillons am Kuhtor wurde nun ein Büro für „Frühe Hilfen“ eingeweiht. Leiterin Annette Uelsmann will werdenden Müttern oder überforderten Eltern frühzeitig Tipps geben und Hilfe vermitteln. Thomas Krützberg, Dezernent für Familie, Bildung und Kultur, betont: „Das Büro ist ein niedrigschwelliges Angebot. Beim Jugendamt arbeiten Profis und es ist keine Schande, sich Hilfe zu holen.“

Finanzierung dank Bundesinitiative

Pro Monat berät das Jugendamt derzeit 4000 Familien in Duisburg. Sie suchen gezielt Rat, wenn sie mit der Erziehung nicht mehr weiterwissen. Weitere 2000 Familien werden vom Jugendamt mit konkreten Maßnahmen betreut – das bedeutet, dass teilweise auch Kinder für eine bestimmte Zeit aus der Familie genommen wurden. „Aber auch in diesen Fällen kommen rund zwei Drittel der Mütter freiwillig zu uns“, erklärt Krützberg.

Das Zentrum „Frühe Hilfen“ wird mit Hilfe einer gleichnamigen Bundesinitiative finanziert. Das Programm setzt darauf, dass Eltern in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt werden, bevor das Jugendamt tätig werden muss. Insgesamt bekommt die Stadt 400 000 Euro vom Bund für diese Aufgabe überwiesen. Das Haus kostet pro Jahr 25 000 Euro und soll eine dauerhafte Einrichtung werden.

Annette Uelsmann, selbst Mutter von zwei erwachsenen Kindern, weiß, dass Frauen heute verunsicherter als früher sind. „Früher wurden Erziehungstipps von Eltern und Großeltern weitergegeben. Das gibt es heute kaum noch.“ Außerdem wüssten viele anfangs nicht zu deuten, warum ein Baby schreit – ob es nun gerade Hunger habe oder müde sei. „Wenn man sich dann überfordert fühlt und niemanden Fragen kann, können wir Hilfe vermitteln“, wirbt die Fachfrau, die seit 1981 im Bereich der Jugend- und Familienhilfe arbeitet. So könne beispielsweise der Kontakt zur Diakonie hergestellt werden. Dort arbeiten ehrenamtlich Damen, die frischgebackenen Müttern in der ersten Phase nach der Geburt mit Rat und Tat zur Seite stehen. Auch Familienhebammen könnten vermittelt werden.

Die Experten glauben, dass das transparente Haus in der Fußgängerzone eine gute Anlaufstelle wird. Bernd Fastabend, Vorsitzender des Vereins für Kinderhilfe und Jugendhilfe, möchte das Zentrum öffnen. „Das könnte ein Ort sein, wo Mütter ihre Kinder in der Innenstadt auch mal stillen können.“ Und bei Stadtfesten oder auf dem Weihnachtsmarkt könnte das Haus ebenfalls öffnen. Fastabend, früher selbst stellvertretender Leiter des Jugendamtes, bietet an: „Dazu braucht man Ehrenamtliche. Ich mache gerne Stalldienst und berate.“ Auch bei seinen Kollegen will er werben.

Nora Schmeer sorgt für einladende Hausgestaltung

Damit der Pavillon am Kuhtor, in dem früher Blumen verkauft wurden, nicht so trist aussieht, hängen zwei große Bilder an der Fassade. Die Studentin Nora Schmeer hat einen Klapperstorch im Comic-Stil und eine schwangere Frau samt weiteren Symbolen auf einer bunt gestalteten Leinwand verewigt. Auf dem zweiten Werk ist auch ein Vater zu sehen. „Es soll ja eine Anlaufstelle für Mütter und Väter sein. Ich finde es gut, dass es so ein Büro nun in der Innenstadt gibt“, erklärt die 21-Jährige.

Die beiden Acryl-Bilder waren der erste „öffentliche“ Auftrag für Nora Schmeer. In der heimischen Garage hat sie seit Weihnachten an den Gemälden gearbeitet. „Sonst habe ich eher für Freunde und Familie gemalt. Es hat riesigen Spaß gemacht.“

Auch Bernd Fastabend, der die Umgestaltung und Eröffnung des Büros in den vergangenen Wochen betreut hat, freut sich über die hübsche Fassade. „So wird es wenigstens auf der Königstraße ein bisschen bunter.“ Fastabend und Dezernent Krützberg glauben, dass ein Zentrum für Frühe Hilfe durchaus in die Innenstadt gehört – und die eine oder andere Frau sich durchaus nach dem Shoppen informieren wird. „So fallen die Wege ins Bezirksamt weg, wo man sich auch informieren konnte. Das ist hier niederschwellig und man muss keine Angst haben, sich an das Jugendamt zu wenden“, so Krützberg.