„Guck mal, Papa: Eis!“ Melissa streckt ihrem Vater Ali Mihmat ein Stück gefrorenes Wasser entgegen. „Stimmt, morgens ist es kalt“, sagt er. Melissa und Alissa besuchen den „SieKids“-Betriebskindertagesstätte, direkt neben dem Siemenswerk in Hochfeld. Melissa war eines der ersten Kinder, die hier betreut werden. Nun gibt es drei Gruppen mit 52 kleinen Besuchern. „Wir haben damals eine Umfrage gemacht, was sich die Mitarbeiter wünschen, um Job und Familie besser vereinbaren zu können“, erinnert sich Betriebsrätin Nadine Florian. Die Vorschläge, eine eigene KiTa zu eröffnen, sei vom Unternehmen positiv aufgegriffen worden.
„Wir haben bei Siemens schon immer sehr viel Wert auf Familienfreundlichkeit gelegt“, betont Dr. Volker Evertz, Personalchef von Siemens in Duisburg. Insgesamt bietet das Unternehmen in Deutschland rund 1300 Betreuungsplätze an – teilweise in selbstgegründeten Einrichtungen, teilweise in öffentlichen Kindertagesstätten, deren Plätze vom Konzern gebucht worden. Und das Engagement von Siemens hört bei der Einrichtung der KiTa nicht auf. „Müttern, die frühzeitig aus der Elternzeit zurückkommen, zahlen wir 500 Euro Betreuungszuschuss“, so Evertz. Außerdem gibt es einen steuerfreien Kinderzuschuss von 100 Euro pro Monat– und eine deutschlandweite Notfallhotline, die Tagesmütter vermitteln kann.
Auch, wer plötzlich Angehörige zu Hause pflegen muss, kann sich von Siemens freistellen lassen oder bekommt Experten vermittelt, die bei der Organisation der Pflege helfen. „Als großes Unternehmen haben wir es sicherlich etwas leichter“, so Evertz. Doch Betriebsrätin Nadine Florian, selbst Mutter einer Tochter, glaubt, dass auch kleinere Firmen etwas für die Mitarbeiter tun können. „In Industriegebieten könnten sich mehrere Betriebe zusammenschließen, um eine Kindertagesstätte zu eröffnen.“
Für den Vertriebsmitarbeiter Alo Mihmat ist es jedenfalls „großes Glück“, dass seine beiden Töchter in unmittelbarer Nähe betreut werden. „Man hat einfach ein besseres Gefühl.“ Zudem gab es vor fünf Jahren, als die Familie einen Platz für Melissa suchten, kaum Betreuungsmöglichkeiten für Kinder unter drei Jahren.
Aus den SieKids könnten übrigens einmal Forscher werden. In Laboren experimentieren die Jungen und Mädchen. Die Kleinen sollen neugierig auf Naturwissenschaften werden. „Seitdem die beiden im Kindergarten sind, stellen sie auch zu Hause unaufhörlich Fragen“, erzählt Mihmat lächelnd.
Einige Änderungen für mehr Familienfreundlichkeit kosten übrigens kaum Geld, weiß Nadine Florian. Nachdem auch ein paar Führungskräfte Väter sind, finden wichtige Besprechungen kaum noch am Abend statt.