Im Atelier Hafenkult ist viel Platz. Der große Raum in der ersten Etage ist leer. Bilder an den Wänden, doch auch hier: viel Platz. Folgerichtig trägt die Ausstellung, die hier am Freitag eröffnet wird, den Titel „Freiräume“. Die Betrachter sollen diese Räume nutzen, um ihre Fantasie in die Werke von Kerstin Müller-Schiel zu projizieren.

Die Duisburger Künstlerin nimmt sich die Freiheit, ihre Arbeiten nicht auszuformulieren. „Wichtig ist mir, die Formen, Farben und Kontraste darzustellen“, sagt sie. Details sind kaum abgebildet, die Gesichter der Personen dürften nur schwer zuzuordnen sein. Dabei dienen als Vorlage für die Szenen Bilder der Realität. Fotografie ist Kerstin Müller-Schiel der erste Schritt auf dem Weg zum gemalten Portrait.

„An solchen Vorlagen arbeite ich mich über längere Zeit ab“, erklärt die Künstlerin. „Nachdem ich die Fotos gemacht habe, treffe ich eine genaue Auswahl, und da beginnt für mich schon die Malerei.“ Details und Hintergründe, erzählt sie, blendet sie bereits bei der Betrachtung der Fotografien aus. Ob Schnappschuss oder gestelltes Motiv, Müller-Schiel interessieren nur die Formen, die hervorgehoben werden können. Bei Körpern sei es zum Beispiel oft die Armhaltung, die sie reize, das Bild auf eine Leinwand, auf Holz oder Papier zu bringen. Die Beschränkung auf eben die Formen oder Farben sei aber keine Einschränkung, sondern Freiheit.

Die gesteht sie auch den Betrachtern zu, die ihre eigene Welt auf die meist hellen, manchmal völlig unbearbeiteten Hintergründe übertragen können, während sich jedoch der Blick auf die Figuren, ihre Gestik und Haltung konzentriert.

Und eine große Freiheit lässt Kerstin Müller-Schiel schließlich auch den Farben, sie fließen ineinander, vermischen sich und dürfen ein Eigenleben entwickeln. „Ich arbeite mit flüssigen Farben, Farbtusche. Damit kann man nie so ganz kontrolliert malen. Man muss wissen, wann man aufhört: Ein Strich zu viel und das Bild ist hinüber“, erzählt sie. Zahlreiche Skizzen und Bilder würden auf der Strecke bleiben, bis sie mit einer Arbeit zufrieden sei. „Man kann das Endergebnis vorher nie genau bestimmen. Das macht es spannend, was dabei herauskommt.“