Rund ums Gerichtsgebäude am König-Heinrich-Platz beherrschte gestern Polizei das Stadtbild. Auf allen Zugangswegen versperrten Mannschaftswagen ungebetenen Gästen den Weg. Beamte überwachten von umliegenden Dächern aus das Geschehen. Schließlich begann um 9.15 Uhr in Saal 201 das Strafverfahren gegen zwei führende Mitglieder des Motorradclubs „Satudarah“.
Großes Polizeiaufgebot
Insgesamt waren mehr als 100 Polizisten im Einsatz. Mit massivem Aufgebot wurde auch der Weg vom Eingang des Gerichts zum Schwurgerichtssaal im zweiten Obergeschoss bewacht. Niemand kam ohne Durchlaufen der Sicherheitsschleuse und Ausweiskontrolle hinein. Handys waren abzugeben.
Kaum 20 Mitglieder von „Satudarah“ fanden den Weg in den Gerichtssaal. Schwer zu sagen, wie viele es genau waren. Schließlich durfte sich per Ordnungsverfügung niemand in „Kutte“ dem Gericht nähern, oder es gar betreten. Ein Problem, mit dem draußen auch die Polizisten zu kämpfen hatten, die vorsichtshalber jeden muskulösen Menschen mit verdächtigem Haarschnitt anhielten.
Das Klicken von Fotoapparaten und das Surren zahlreicher Fernsehkameras empfing die beiden Angeklagten: Yildiray K. (38) alias „Ali Osman“ und Baris T. (25) nahmen gelassen auf der Anklagebank Platz. Auch sie gaben sich zivil, trugen Jeans und Hemden.
Die umfangreiche Anklage wirft den beiden Männern insgesamt 21 Straftaten vor. Die beiden Sitzungsvertreter der Staatsanwaltschaft durften wegen der Länge der Anklageschrift sitzen bleiben und wechselten sich beim Verlesen ab.
Drogenschmuggel und Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz bilden das Schwergewicht der Anklage. So sollen K. und T. immer wieder Dritte dazu veranlasst haben, Marihuana und Kokain aus den Niederlanden zu holen. Einige der Fahrten sollen sie persönlich überwacht haben. Auch Sturmgewehre und Maschinenpistolen kamen aus den Niederlanden: Russische Kalaschnikows und tschechische Scorpions sollen im Auftrag der Satudarah-Chefs über die Grenze gebracht worden sein.
Eine der Waffen wurde nachts am 18. Februar 2013 in Beeck eingesetzt: Ein Helfershelfer soll im Auftrag K.’s auf einen Kiosk gefeuert haben. Ein anderer Komplize soll am 20. August 2012, kurz nach 0 Uhr, mit einer Handgranate das Vereinsheim der „Hell’s Angels“ am Rheinhauser Borgschenweg in Trümmer gelegt haben. Auch dafür soll „Ali Osman“ der Auftraggeber gewesen sein.
Über die Verlesung der Anklageschrift kam der Prozess gestern nicht hinaus. Bereits im Vorfeld hatten Gericht, Verteidiger und Staatsanwälte verabredet, zunächst ein ausführliches Rechtsgespräch zu führen. Ziel dieses Gesprächs ist eine Vereinbarung, die für den Fall glaubhafter Geständnisse eine Höchststrafe festlegt. Ob eine solche Vereinbarung geschlossen wird und was sie zum Inhalt hat wird der Vorsitzende der 6. Großen Strafkammer beim nächsten Verhandlungstag am nächsten Dienstag verkünden.