Die beiden Ex-Chefs des Rockerklubs Satudarah MC sitzen seit gestern vor Gericht. Schwer bewaffnete Polizisten sichern die Verhandlung. Am Rande registriert die Polizei Verstöße gegen das von der Stadt verhängte „Kuttenverbot“. Ein Anhänger versucht, eine Fahne des Rockerclubs an einem Kirchturm anzubringen.
Sie wollten doch nur Freundschaft, Grillabende und Motorradfahren. So stellten sich die niederländischen Rocker im Juni 2012 vor, als sie sich in Rheinhausen mit dem Motorrad-Club Clown-Town vereinigten. Prostitution und Drogenhandel seien kein Thema, erzählten die Rocker damals den Journalisten. Daran mag man zurückdenken im Schwurgerichtssaal 201 des Landgerichts, wo der Prozess gegen die beiden Ex-Chefs der Gruppe begonnen hat. Beteiligung am Drogen- und Waffenhandel, Anstiftung zu Anschlägen mit Sprengstoff und Schusswaffen – das wirft die Staatsanwaltschaft Yildiray K. (38), genannt Ali Osman, und Baris T. (25) vor.
Wie gefährlich die Angeklagten wirklich sind, ist unklar. „Ich kann das nicht ganz beurteilen, aber ich halte meinen Mandanten für nicht gefährlich“, sagt etwa Jörg Spiekermann, der „Ali Osman“ verteidigt. „Ich halte ihn für einen netten Rheinhauser Jung.“
Polizei und Staatsanwaltschaft sind der Ansicht, zwei dicke Fische im Netz zu haben. Daher die Sicherheitsvorkehrungen. Mit Maschinenpistolen bewaffnete, vermummte Spezialkräfte der Polizei bringen die beiden, die in Düsseldorf und Wuppertal einsitzen, mit Blaulichteskorte ins Gericht. Als sie durch den Gefangentrakt in den Saal geführt werden, fragen Reporter: „Herr Osman, wie geht es Ihnen in der U-Haft?“ Der Angesprochene antwortet knapp: „Gut“.
Baris T. sitzt selbstbewusst auf der harten Gerichtsbank. Hin und wieder blickt er in den Zuschauerraum und quittiert die juristisch notwendige, haarkleine Aufzählung mit einem Grinsen. „Ali Osman“ verfolgt alles mit verschränkten Armen, das Ohr immer nah an der Dolmetscherin, die für ihn auf Türkisch übersetzt. Ab und zu blickt er lächelnd ins Publikum und nickt. Sagen wollen beide am ersten Prozesstag nichts.
Ein riesiges Polizeiaufgebot mit mehr als 25 Einsatzfahrzeugen steht zu Prozessbeginn rund um das Gerichtsgebäude. Hundeführer patrouillieren, auf dem Dach des City-Palais stehen schwer bewaffnete Polizisten mit schusssicherer Weste und automatischen Waffen. Wegen des zuvor von der Stadt verhängten „Kuttenverbots“ müssen die Polizisten einschreiten: Drei der zehn Rocker, die ins Gerichtsgebäude wollen, tragen zunächst eine Kutte unter ihrer Jacke. Sie dürfen erst ins Gerichtsgebäude, nachdem sie diese ausgezogen haben. Sonst bleibt alles ruhig.