Duisburg. Der Malakowturm der Zeche Rheinpreußen Schacht 1/ 2 in Homberg ist seit Jahrzehnten ungenutzt und hat schon bessere Zeiten erlebt.

Er sah schon mal schlimmer aus. Aber das ist auch das Beste, was man über ein herausragendes Denkmal zur Bergbaugeschichte Duisburgs schreiben kann. Der Malakowturm der Zeche Rheinpreußen Schacht 1/2 ist seit Jahrzehnten ungenutzt, durch die zerstörten Fenster stürmt’s, schneit’s und regnet’s ins Innere.

Dass das Backsteinmauerwerk noch steht, dürfte bauartbedingt sein, was uns denn auch zur Erklärung des russisch-anmutenden Namens führt. Massive Mauern mit inneren Verstrebungen waren erforderlich, um die Fördertechnik über dem Schacht aufzunehmen, der den Zugang zum „schwarzen Gold“, der Ruhrkohle in der Tiefe, erschloss.

Das Bergwerk Rheinpreußen um 1920 herum.
Das Bergwerk Rheinpreußen um 1920 herum.

So massiv musste es sein, dass es die Zeitgenossen im 19. Jahrhundert an das Bollwerk Fort Malakow vor Sewastopol erinnerte, das im Krimkrieg (1853-1856) hart umkämpft war und für Schlagzeilen sorgte in einem der ersten militärischen Konflikte, die medial begleitet wurden. In Österreich hat es immerhin noch zur Malakowtorte gereicht, gerne auch mit zwei „f“ geschrieben, aber das nur am Rande.

Denn im Mittelpunkt bleibt der Turm in Homberg, der ein kühnes und erfolgreiches Vorhaben markiert, das auf den Konzerngründer Franz Haniel zurückgeht. 1851 bohrte er auf seinem Gut nach Kohle – das war der Anfang des Steinkohlebergbaus auf der linken Rheinseite. Eine Zeche entstand nach und nach. 1875 begann die Förderung, und hoch oben am Malakowturm steht die Jahreszahl 1879.

Die lange Zeit zwischen Kohlefund und Kohleförderung erklären Bergbau-Historiker mit der Nähe zum Rhein, was Fluch und Segen war. Sandeinbrüche erschwerten das Abteufen der Schächte, dafür erleichterte später eine Viaduktkettenbahn den Transport der Kohle zur Verschiffung über den Rhein.

Im 20. Jahrhundert wurde Rheinpreußen weiter ausgebaut, weitere Schachtanlagen entstanden rundum, Tausende von Bergleuten wurden beschäftigt, ausgedehnte und sehr schön angelegte Zechensiedlungen prägen noch heute weite Teile von Homberg.

Der Turm aus der Vogelperspektive.
Der Turm aus der Vogelperspektive. © Hans Blossey

Bis 1990 förderte Rheinpreußen, Schacht 1/2 machte allerdings schon in den 20er Jahren zu. Bergbau-Einrichtungen blieben darüber hinaus am Standort. Gleichzeitig wurden neue Unternehmen in neuen, oftmals sehenswerten Gebäuden im Gewerbepark Rheinpreußen angesiedelt. Nur mit dem nunmehr einzelnen Turm der früheren stolzen Doppelturm-Malakowanlage wusste bisher niemand etwas anzufangen.

Die Gebag hat sich des Themas angenommen, der Schacht wurde für 1,6 Millionen Euro verfüllt, ein neues Dach schützt den alten Turm. Eine gewerbliche Nutzung war zuletzt geplant, und bei allem will der Denkmalschutz ein gewichtiges Wörtchen mitreden: „Am Erhalt besteht aus wissenschaftlichen, soziologischen, ökonomischen und städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse“, heißt es in der Denkmalakte.