Nachdem eine 18-Jährige in die Türen einer Straßenbahn der Linie 903 geraten und 300 Meter weit mitgeschleift worden ist, sind erneut Fragen nach einer adäquaten Notfall-Sicherung bei Bus und Bahn laut geworden.

Um 8.22 Uhr ging bei der Feuerwehr Duisburg gestern der erste Hilferuf ein: Eine junge Frau wurde an der Haltestelle Friedrich-Ebert-Straße/ Holtener Straße in Walsum von der 903 eingeklemmt. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei soll sie schon beim Einsteigen die letzte Tür der Bahn an der Haltestelle „Vierlinden“ für eine weitere Person aufgehalten haben.

Als die Bahn anfährt, schleift sie den Körper der 18-Jährigen mit. Sie verfängt sich mit Fuß und Unterschenkel zwischen Bahnsteig und dem hinteren Drehgestell der Bahn. Nur mit schwerem hydraulischen Gerät können 35 Einsatzkräfte der Feuerwehr und DVG die Frau nach 30-minütigem Einsatz aus der bedrohlichen Lage befreien.

Sie ist schwer verletzt, schwebt aber nicht in Lebensgefahr. Auch die Straßenbahnfahrerin und die Schwester der Verunglückten, die unfreiwillig Zeugin des Unfalls wird, müssen mit einem Schock im Krankenhaus behandelt werden. Die B 8 wird für die Dauer der Bergungsarbeiten gesperrt und Bahnpassagiere müssen bis 10.15 Uhr auf Busersatzverkehr umsteigen.

Bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft DVG hat gleich nach dem Unfall die Ursachenforschung begonnen. Das Unglück ist – zumindest auf Basis der lückenhaften, ersten Beobachtungen – ein Rätsel. „Jede Bahn hat Sicherheitsmechanismen, damit eben niemand eingeklemmt wird“, so DVG-Sprecherin Anamaria Preuss, „die Türen schließen nicht, wenn sie behindert werden und die Bahn fährt nicht los, wenn die Türen nicht geschlossen sind.“ Ist die Bahn abfahrbereit, ertönt in der Fahrerkabine ein akustisches Signal. „Dieses Signal ist auch vor dem Unfall ertönt“, erklärt Preuss.

Die Unglücks-903 ist nun erst einmal in den Betriebshof gebracht worden, wo Technik-Spezialisten und die Polizei den Unfall analysieren und rekonstruieren wollen. Die Untersuchungsergebnisse der technischen Aufsichtsbehörde sollen schon am heutigen Dienstag vorliegen. Routinemäßig angefertigte Video-Bänder vom Bahnsteig könnten nach Auswertung ebenfalls wichtige Hinweise geben. Die Bahnen der Linie 903 sind über 20 Jahre alt.

Es ist nicht das erste Problem mit Türen von Bussen und Bahnen in Duisburg: Im Oktober 2013 hatten Leser der Redaktion gemeldet, dass ein Kind in einer Bustür eingeklemmt worden sei, ohne dass der Fahrer per Alarm auf das Missgeschick hingewiesen worden sei.