Am Montagmorgen kam es auf der Straßenbahnlinie 903 in Duisburg-Walsum zu einem tragischen Unfall: Gegen 8.20 Uhr war eine 18-jährige Duisburgerin beim Einstieg in die Straßenbahn an der Haltestelle Vierlinden mit ihrem Unterschenkel zwischen den Türen eingeklemmt und anschließend 300 Meter weit mitgeschleift worden. Laut Aussage der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) und der Polizei wollte die Duisburgerin die hintere Tür des B-Wagens für ihre Schwester aufhalten. Die Sicherheitsvorkehrungen im automatischen Schließsystem versagten daraufhin aber und die Bahn fuhr los. Die DVG-Fahrerin bemerkte von dem Unglück zunächst nichts, erst an der Haltestelle Fasanenstraße kam die Bahn wieder zum Stehen. Der Unterschenkel und Fuß des Opfers hatten sich da bereits zwischen Bahnsteig und dem hinteren Drehgestell der Tram eingeklemmt. Die angeforderten Rettungskräfte benötigten 30 Minuten, um die schwer verletzte Frau mit Hilfe eines hydraulischen Hebegerätes zu befreien. Die Duisburgerin wurde umgehend ins Krankenhaus gebracht. Sie schwebt nicht in Lebensgefahr.

Türen alle zwei Wochen kontrolliert

Bereits im Dezember kam es zu zwei schlimmen Unfällen auf der Linie 903: Dabei wurde ein Fahrradfahrer von der Front einer Bahn erfasst und 61 Meter vor ihr her gestoßen. In einem anderen Fall wurde ein Fußgänger von einem Zug überrollt und schwer verletzt. „Drei solche Unfälle innerhalb kürzester Zeit sind schon sehr außergewöhnlich und gehen uns sehr nahe“, zeigt sich DVG-Sprecherin Anamarie Preuss bestürzt. Doch wie konnte es zum gestrigen Unfall überhaupt kommen, sind Busse und Bahnen in Duisburg eigentlich mit einem doppelten Sicherheitssystem ausgestattet, das das Eingeklemmt-werden verhindern soll? „Eine Reverier-Einrichtung reagiert bereits auf leichten Druck“, beschreibt Preuss den ersten Sicherheits-Mechanismus. Dabei misst eine elektrische Schaltleiste, ob Widerstand an den Gummi-Enden der Türen aufkommt und öffnet diese sofort.

Zudem gebe es noch eine Lichtschranke im unteren Stufenbereich, die ebenfalls eine sofortige Öffnung veranlasse, so die Bahnsprecherin weiter. Erst wenn alle Türen geschlossen sind, ertönt ein akustisches Signal, welches dem Fahrer die mögliche Weiterfahrt signalisiert.

Ein Signal, dass auch am Montag ertönte. Warum beide Sicherheits-Systeme versagt haben, wird momentan am DVG-Betriebshof von der Polizei und Bahntechnikern überprüft. „Solange wird die Straßenbahn nicht wieder eingesetzt“, versichert Preuss.

Auch ohne einen Unfall werden die Sicherheits-Mechanismen an den Straßenbahnen alle 2500 Kilometer auf ihre Funktion überprüft. Bei der Linie 903 ist das im ein bis zwei Wochen-Rhythmus der Fall, neun Straßenbahnen können im Betriebshof gleichzeitig gewartet werden. Dabei dient ein sogenannten Normprüfholz, ein Kantholz, mit der Dicke eines Kleinkinder-Unterarms, als Handattrappe.