Mit einer gemütlichen Feierstunde im Stil der Wirtschaftswunderjahre, Käse-Igel inklusive, blickten Zeitzeugen und Macher der Seifenkisten-Ausstellung im Kultur- und Stadthistorischen Museum zurück. Die tollen Seifenkisten begeisterten die Besucher. Dabei waren die Rennen manchmal Schwerstarbeit.

1, 2, 3… vorbei! Mit einer gemütlichen Feierstunde im Stil der Wirtschaftswunderjahre ging die ereignisreiche Ausstellung über die Duisburger Seifenkistenrennen zwischen 1951 und 1971 im Kultur- und Stadthistorischen Museum zu Ende. Für die richtige Rückblick-Stimmung ist gesorgt: Auf dem Buffet stehen Käse-Igel, Tomaten-Fliegenpilze und Sinalco, aus dem Lautsprecher schmachtet eine Stimme nach weißem Holunder. Der Zeitzeuge und Seifenkistenpilot von 1971, Manfred Hollunder, muss doch schmunzeln: „Hört mal, die spielen tatsächlich mein Lied!“

Kornelia Kerth-Jahn vom Erzählcafé zieht Bilanz. Sie hatte nach einer Spaßkisten-Bastelaktion für Kinder die Idee zur Ausstellung und könnte mit dem Ergebnis kaum zufriedener sein. Etwa 12 000 Besucher ließen sich in dem halben Jahr seit der Eröffnung von „3, 2, 1… Start!“ ins Museum locken, um sich zu erinnern oder die tollen Kisten ganz neu zu entdecken. Sie schleppten im Vorfeld ihre Fotos, Programme und Bauteile an, aktivierten alte Kontakte und sprengten mit ihrem geballten Wissen 80-Mann-hoch sogar einmal den Rahmen der Führungen. Sie kletterten noch einmal aufs Siegertreppchen, quetschten sich zu Demonstrationszwecken in die alten Renner und erklärten der interessierten Jugend, wie das damals war, als der Asphalt am Uhlenhorst noch glatt und die Zinsen hoch waren. 3000 D-Mark gewann der Bruder von Peter Anders für seinen zweiten Platz. Die kamen für seine Ausbildung auf ein Sperrkonto. Als er dann sein Studium begann, waren fast 5000 Mark daraus geworden - viel Geld für einen armen Studenten in den fünfziger Jahren!

Leicht verdient war das allerdings nicht. Anders erinnert sich, wie er eine Woche lang die Werkstatt einer Firma fegte, damit die ihm die nötige Lasche an seine Vorderachse schweißten. „Wir haben alles selber zusammengesucht, ich hatte zum Beispiel ein riesiges Lenkrad von einem alten Hanomag.“ Die Regeln waren streng, da war die Angst vor der Disqualifikation groß. Ein Tuning-Trick zu viel, ein Pfund Gewicht über 113 Kilogramm, für Fahrer und Kiste, und das Rennen war gelaufen. „Das schlechte Gewissen war immer dabei“, sagt Peter Anders. Damit musste auch Willi Schlösser zurechtkommen. Der Vater des Kistenpiloten von 1971 war im Krieg gefallen, und konnte nicht helfen. Schlösser sauste zum Üben mit seinen Geschwistern die Hänge der Ruhrorter Mühlenweide hinunter.

Die Ausstellung hat die Wirtschaftswunderzeit lebendig werden lassen, in der der Krieg noch nicht lange her war und die Kinder langsam wieder Zeit zum Spielen und Basteln hatten.