Kaum betritt Stefan Jeschke das Gehege, kommen „Blümchen“ und „Schnitzel“ angetrabt. Im Eimer hat er ihr Lieblingsfutter dabei, Mais und Eicheln. Vor dem Gatter stehen Spaziergänger und betrachten das Schauspiel. „Die beiden Schweine haben richtig Leben in den Wald gebracht“, sagt Susanne Holtkamp. Mit ihrem „Hector“ geht die Mülheimerin regelmäßig im Duisburger Stadtwald spazieren. Der Hund habe nur einmal geknurrt, seitdem sagt er keinen Mucks mehr, wenn er die Schwarzkittel sieht. Nun steht Susanne Holtkamp mit Jürgen Nellen am Zaun und beobachtet, wie die Wildschweine durch den Wald flitzen. „Wir haben unseren Nachbarn davon erzählt, die wollten das gar nicht glauben“, sagt Nellen.

Auch Louisa schaut den Tieren gerne zu. Tante Birgit Protze findet, dass Kinder in dem Gehege noch etwas lernen können und ihre Freizeit mal wieder in der Natur verbringen. „Die meisten kennen ja nur rosa Hausschweine. Wildschweine sind da schon etwas besonderes.“ Da das Gehege größer wird, soll für die kleinen Besucher ein Aussichtspunkt geschaffen werden, damit sie die Schweine auch beobachten können, wenn sie weiter weg unterwegs sind. Förster Jeschke könnte sich auch vorstellen, künftig den Kindern etwas über Wildschweine zu erklären. So wie Benet, der mit seinem Großvater Herbert Teusch zu Besuch ist. „Letztens haben wir sie gar nicht entdeckt, da dachte ich schon, sie wären als Weihnachtsbraten geendet.“ Benet findet Tiger zwar noch ein bisschen toller als Wildschweine, „aber die findet man ja nur im Zoo“.

„Wildschweine kommen immer mal wieder im Stadtwald vor. Sie fallen unter das Jagdrecht und werden auch bejagt“, erklärt der Experte. Landwirte in der Region schätzen die Tiere gar nicht, denn sie pflügen die Felder. Im Wald sind sie aber gerne gesehen. Sie graben nämlich den Boden um und fressen Schädlinge, etwa Schmetterlingsraupen oder Maikäfer, die sonst die Blätter schädigen würden. Bei der Auswahl des Geländes hat Jeschke darauf geachtet, dass das Gehege unter Eichen liegt. So gibt’s kaum Probleme mit dem Futter-Nachschub.

Futter-Nachschub dank Eichen

Die Geschwister sind sich übrigens nicht unbedingt ähnlich, hat der Förster beobachtet. Der Keiler ist ungestüm und beginnt bereits mit Revierkämpfen, sobald jemand ihm zu nahe kommt. Die Bache ist hingegen sanftmütig. „Blümchen ist das Schmuse-Schwein.“ Jeschke hat schon manchen Findling im Wald aufgepäppelt, mal eine Eule groß gezogen und einen verletzten Fuchs versorgt. Die Schweine sind ihm längst ans Herz gewachsen. Jeden Abend kontrolliert er, ob es ihnen gut geht und bringt ihnen ihr Nachtmahl. Dann grunzen die beiden zufrieden.