Stadtmitte. .

Im Geschäft „Kindermoden Daniel“ hängt schon die neue Kollektion fürs Frühjahr 2014. Jeans im „Used“-Look sind bei den Kleinen angesagt, Stoffschuhe, so wie die Großen sie tragen, ebenso. 33 Jahre lang hat Marlies Pips Jungen und Mädchen eingekleidet. Generationen hat sie in ihrem Fachgeschäft an der Tonhallenstraße aufwachsen sehen. „Zu uns kommen jetzt die Kinder der Kinder“, erzählt sie versonnen. Doch Ende Februar ist Schluss. Marlies Pips wird den Laden schließen, ihre Mitarbeiterinnen entlassen und komplett aufs Internet umsatteln. Die wirtschaftliche Lage, aber auch die Kunden lassen ihr keine Wahl. Dabei hatte sich die Expertin für Kinderkleidung insbesondere von der Eröffnung des benachbarten Forums einiges versprochen.

Laden nach dem Sohn benannt

„Die Bauphase des Forums war schlimm für uns, aber wir haben irgendwie durchgehalten. Aber als das Forum eröffnet hat, haben nach und nach die Fachhändler an der Tonhallenstraße geschlossen“, berichtet Marlies Pips. Dabei gebe es in dem Einkaufszentrum nichts Vergleichbares. „Die Eltern, die zu uns kommen, wissen Markenkleidung zu schätzen.“ Früher habe eine gute Hose rund 100 Mark gekostet, jetzt 70 Euro. „Den Eltern ist Mode wichtig. Und wenn die Kinder rauswachsen, kann man sie ja weiterverkaufen.“

1981, als Marlies Pips Sohn Daniel geboren wurde, machte sich die ehemalige kaufmännische Angestellte mit einem eigenen Geschäft selbstständig – und nannte es „Kindermode Daniel“, nach ihrem Sohn. Zunächst betrieb sie das Geschäft in Meiderich, und als es sich dort nicht mehr lohnte, zog sie in die Innenstadt. Später eröffnete sie noch eine Filiale in Moers. „Ich hatte Unternehmergeist und wollte schöne Kleidung für Kinder anbieten“, erinnert sie sich. Die Klamotten für die Kleinen unterliegen ebenso Trends wie die Erwachsenen-Mode, meist mit einem Jahr Verzögerung. Marlies Pips führt seitdem Markenware für Jungen und Mädchen. Tommy Hilfiger gehört dazu sowie das angesagte Label „Scotch R’ Belle“. Doch die Kunden erwarten zunehmend Rabatte auf ihre Ware. 20 Prozent sei den meisten nicht genug. „Aber wir müssen ja ein Geschäft aufrecht erhalten, Miete und Personal bezahlen.“

Vor zehn Jahren richtete sie deshalb eine Internetseite samt Shop ein. Im weltweiten Netz läuft’s gut. Gerade packt die Chefin eine kleine Lederjacke ein. Sie geht nach New York. Auch aus Polen kommen viele Bestellungen. Nur der Service bleibt auf der Strecke. Wer vor dem Computer sitzt, trinkt keinen Cappuccino im Laden, sucht nicht die passende Strumpfhose zum Kleidchen aus. „Wir haben immer viele Kombinationen verkauft, aber im Online-Shop sind nur Einzelteile gefragt.“

Ihre Ware wird sie auch künftig noch online vertreiben. Die 62-Jährige fühlt sich noch zu jung, um in Rente zu gehen. Für die älteren Kollektionen beginnt ab Montag der Ausverkauf. Um die Innenstadt in Duisburg macht sich Marlies Pips allerdings zunehmend Sorgen. „Die Stadt bietet ja kaum noch Anreize zum Einkaufen“.