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Eine Nachbarschaft geht auf die Barrikaden: Über 25 Anwohner der Curtiusstraße haben sich zusammengeschlossen, um gegen den Bau eines Autohauses und einer Feuerwache hinter ihren Gärten zu protestieren. Heute läuft die Frist für ihre Einwände gegen den Bebauungsplan 1194 aus, aber der Kampf gewinnt erst jetzt an Fahrt. Auch in umliegenden Straßen fühlen sich Anwohner von Bezirksvertretung, Planern und Investoren verschaukelt und allein gelassen.

Schon am frühen Morgen klingelt es an der Tür von Christa Kucklick und Walter Jonischkeit: Nachbarn bringen einen ganzen Stapel unterschriebener Protestbriefe. Empfänger: Oberbürgermeister Sören Link. Thema: Die Verschandelung einer schützenswerten Oase historischer Stadtvillen. Hinter der altehrwürdigen Fassade des Quartiers von Kucklick und Jonischkeit formiert sich der Widerstand des Viertels – und der wird immer größer, je tiefer Anwohner in amtlichen Dokumenten graben.

„Die Stadt argumentiert, dass die neue Feuerwache an der Mercatorstraße nötig ist, weil man von den bestehenden Standorten nicht alle Orte innerhalb der vorgeschriebenen acht Minuten mit zehn Einsatzkräften erreichen kann.“ Seine detaillierte Überprüfung des Brandschutzbedarfsplans habe allerdings anderes aufgedeckt: Die Geschwindigkeit der Brandlöscher krankt zum einen an kommunalplanerisch verursachten Hürden wie Verkehrsinseln, Ampeln und Kreisverkehr – und, wesentlich dramatischer, an einer Unterdeckung beim Personal. Beides sei nicht durch einen neuen Standort hinter den Gärten der Anwohner zu beheben.

Für Autohaus und Wache soll alter Baumbestand entfernt und der ausrangierte Sportplatz, heute eine idyllische Grünfläche, geopfert werden (die WAZ berichtete). Die Nachbarn treibt nun nicht nur die Sorge vor Lärm, Abgasen und daraus folgendem Preisverfall ihrer Immobilien um. Sie fürchten Schlimmeres: „Wir glauben, dass die Stadt die Fläche durch die Bauten mit aller Macht gegen unseren Wunsch zubetonieren will, weil sich darunter giftige Schadstoffe einer 1942 zerbombten Ultramarin-Chemiefabrik befinden.“ Ein Boden-Gutachten hätte bis heute keiner der Anwohner zu Gesicht bekommen. Angesichts der Feinstaub- und Stickstoffwerte hat die Stadt es sich eigentlich selbst auferlegt, in dem Bereich keine weiteren verkehrserzeugenden Gewerbe mehr anzusiedeln. Dass die Politik nun ihre eigenen Vorsätze ignoriert, macht die Anwohner der Curtius-straße fassungslos – und skeptisch.

Im April hatten sie Gelegenheit, ihre Einwände gegenüber Bezirksvertretern kundzutun. „50 anwesende Betroffenen waren dagegen, trotzdem haben die Bezirksvertreter mehrheitlich für die Fortsetzung des Verfahrens gestimmt.“ Seitdem gilt an der Curtiusstraße das Motto: „Kämpfen, mit allen Mitteln.“

Besonders pikant: Obwohl die Frist für ihre schriftlichen Einwände erst heute ausläuft, soll das Autohaus-Gelände nach Informationen von Jonischkeit bereits verkauft worden sein – ohne Bürgeranhörung, ohne Chance, Änderungen zu diskutieren. „Das ist Politik gegen den Bürger“, klagt er, „zumal der Investor sich erst in einem Gewerbegebiet bei Wanheim niederlassen wollte, von der Stadt aber gelockt wurde, stattdessen hier, mitten im Wohngebiet, aufzumachen.“

Das Düsseldorfer Architektenbüro Wegmann, das den Bebauungsplan für die Stadt erstellt und die Anwohner-Proteste darin nicht mal erwähnt hat, soll nach Anwohner-Information auch den Auftrag zum Autohaus-Bau bekommen haben. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.