Duisburg. .

Die Sprache der Musik und die ihrer finnischen Mutter hat Tiina-Marjatta Henke schon früh gelernt. Der Mutter hat sie auch ihre Vornamen zu verdanken: Tiina mit zwei „i“ und Marjatta, was „Mariechen“ bedeutet. Die Liebe zur Orgel entwickelte sie als 15-Jährige, nachdem sie im Elternhaus schon „voll den Musik-Flash“ bekommen und Klavier, Geige, Cello, Querflöte und Posaune gelernt hatte: „Ich fand es toll, was da brauste. Das hat mich nicht mehr losgelassen.“ Und noch etwas gefiel ihr: „Ich wollte nicht im Mittelpunkt stehen. Diese kräftigen Klänge in einer eigenen Welt zu machen, hat mich beeindruckt.“

Seit zehn Jahren ist Tiina Henke Kreiskantorin an der Friedenskirche in Hamborn. Sie ist zuständig dafür, Kontakte zu ihren Kollegen zu halten und ihnen bei musikalischen und rechtlichen Fragen zur Seite zu stehen, Pfarrer und Presbyterien bei Stellenbesetzungen zu beraten oder übergreifende Veranstaltungen zu organisieren wie den „Evensong“, ein Gottesdienst in englischer Tradition, bei dem 2012 mehr als 200 Sänger aus neun Kirchenchören mitwirkten.

Ansprechendes und Anspruchsvolles

Die gebürtige Westfälin, die gerade 50 geworden ist, hat zunächst in Herford studiert und dann in Köln, wo sie das A-Examen und 1992 die Künstlerische Reifeprüfung ablegte. Dort entdeckte sie auch ihre Zuneigung zum Rheinland; ihre erste Stelle hatte sie an der Lukaskirche in Düsseldorf-Lierenfeld. Nach zehn Jahren „mit viel Basisarbeit“ wollte sie mehr, wollte auch die Matthäus-Passion oder den „Elias“ aufführen können.

In der Friedenskirche macht Tiina Henke ein sehr vielfältiges Angebot. Zum Beispiel das „Orgel-Café“, bei dem sie auf der Empore Wissenswertes über das Instrument, Komponisten, Stücke oder Epochen erzählt und entsprechend musikalisch untermalt, bevor Kaffee getrunken wird. 21 Cafés hat sie inzwischen gemacht, „und es ist immer voll“. Überregionales Publikum ziehen die „Sommerlichen Orgelkonzerte“ an. Und sie leitet anspruchsvolle Werke wie jüngst das Brahms-Requiem. Wobei ihr unangefochtener Lieblingskomponist Johann Sebastian Bach ist, der verschlüsselt sogar auf dem Nummernschild ihres Autos mitfährt.

Als Kreiskantorin kennt Tiina Henke die finanziellen Probleme der Gemeinden, „die genauer überlegen müssen, was sie noch anbieten können“. Aber Musik wird in der evangelischen Kirche weiterhin groß geschrieben, leisten Kirchenmusiker doch einen großen Teil der Gemeindearbeit. „Wir binden viele Ehrenamtliche wie Chöre und Instrumentalgruppen“, sagt Tiina Henke. Außerdem sorgen die Musiker etwa mit ihren Konzerten für die Außenwirkung und sprechen Menschen an, die nicht kirchlich engagiert sind. „Musikvermittlung, Seelsorge, Konzertmanagement, Chorleiterin und eigene Sachbearbeiterin“ sei sie, sagt Tiina Henke. Und dann ist da noch das Kreative: Neues ausdenken und ausprobieren. Den ersten „Flashmob“ in Duisburg hat sie im Juni anlässlich des Kreiskirchentags auf dem König-Heinrich-Platz organisiert. „Es ist wichtig, sich unter die Menschen zu mischen“, sagt Tiina Henke. Worauf sie sich 2014 freut: „Die Eule-Orgel wird 40 – da gibt’s ne Party.“