Eine Lesung mit Christine Westermann ist wie ein Abend mit einer guten Freundin. Die WDR-Moderatorin las am Montagabend in der Zentralbibliothek aus ihrem Bestseller „Da geht noch was“ und redete ungezwungen über ihr Leben. „Ich bin eine Plaudertasche“, sagt sie. Dabei trifft sie den Ton, der bei den Menschen ankommt. Seit 1972 steht sie als Moderatorin vor der Kamera, ist eines der bekannten deutschen TV-Gesichter mit Sendungen wie „Zimmer frei!“ an der Seite von Götz Alsmann. Unnahbar ist sie dadurch nicht geworden. Auch in ihrem neuen Buch – Untertitel „Mit 65 in die Kurve“ – beschäftigt sie sich mit Fragen, die so mancher der 200 Gäste auch schon gestellt hat: „Wo will ich noch hin mit meinem Leben? Wo will das Leben noch mit mir hin?“ Das Gefühl, auf der Zielgrade des Lebens zu sein, aber nicht zu wissen, wie lang sie ist, fängt sie auf alltägliche Weise ein: Ein Taxifahrer, der ihr gesteht, früher Zuhälter gewesen zu sein und ihr Tipps gibt, wie sie sich beweglich hält, oder ein Schuhverkäufer in Istanbul, der sie zu alt für Turnschuhe hält, sind die Protagonisten auf dieser Sinnsuche. Sie schildert Begegnungen, die so jedem passiert sein können und auch passieren. Auch WDR-Partys, die sie wegen ihrer „Small-Talk-Angst“ ungern besucht, gehören zum Alltag.
Charmant und bodenständig
Dass die Figuren aus ihren Geschichten sich im Nachhinein als Prominente wie Günther Jauch herausstellen, wird dabei nebensächlich. Oder sie erzählt, dass sie ihren 50. Geburtstag alleine mit Fisch in Tomatensoße verbracht hat. So verschmolzen Lesung und Plauderei, wobei der Zuhörer das Gefühl bekommen konnte, dass Christine Westermann tatsächlich aus dem Nähkästchen plaudert. Aber was sie an Anekdoten rund um ihr Buch bereithielt, sind keine Geheimnisse. Sie sind Teil eines Lesetour-Programms. So oder so ähnlich hat sie diese Dinge schon dutzende Male erzählt. Aber es ist ihre zutiefst charmante, bodenständige Art, die den Zuschauer glauben lässt, dass da oben eine gute Freundin sitzt, die einfach nur ihr Herz ausschüttet. Dass dies das Prinzip der Lesung ist, verhehlt sie dabei nicht. So gerne sei sie diesen Abend in Duisburg. „Das sage ich überall“, gesteht sie – auch wenn sie es durchaus ernst meint.