4,2 Mio Euro fließen in den nächsten Jahren in die Sanierung des Lehmbruck Museums: In vier Bauabschnitten wird bis 2016 das fast 50 Jahre alte Gebäude-Ensemble wieder herausgeputzt.

Vorbei die Zeiten, dass Putzeimer neben Skulpturen stehen, um durchtropfendes Regenwasser aufzufangen. Zumindest der Lehmbruck-Trakt wird pünktlich zur großen Geburtstagsfeier am 5. Juni nächsten Jahres im neuen Glanz erstrahlen. Eine große Ausstellung soll dann ebenfalls eröffnet werden, Details werden aber noch nicht verraten.

Die gleich alte Glashalle sowie der Neubau aus den 80er Jahren müssen sich noch gedulden. Die Decke der Glashalle soll 2014 renoviert werden. Für voraussichtlich zwei Monate wird dieser Bereich für die Öffentlichkeit gesperrt sein. 2012 war das Museum bereits komplett gesperrt, weil Platten aus der Decke herabgestürzt waren. Die sind beseitigt, derzeit guckt man auf ein Stahlgerippe und die Holzverschalung des Dachs.

Finanzspritze vom Bund

Möglich wurde die Renovierungsaktion nicht zuletzt durch eine Finanzspritze vom Bund sowie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, insgesamt 430.000 Euro. Unter der Federführung des Immobilienmanagement Duisburg werden nun die drängendsten Probleme angegangen - den Denkmalschutz immer im Blick. Man wolle mit einer bestmöglichen Ausnutzung des Budgets so nah wie möglich an den Originalzustand herankommen, betont Dr. Söke Dinkla, derzeit kommissarische Museumsleiterin und Bauherrin in Personalunion. Sie ist froh, dass das Publikum keinen Anstoß an den Bauarbeiten nimmt. Im Gegenteil, manche Schlüsselwerke Lehmbrucks würden jetzt in der Glashalle viel mehr Licht bekommen, ganz anders wirken, „das kommt sehr gut an“.

Wer die Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag als Museums-Direktor leiten wird, entscheidet das Kuratorium des Museums an kommenden Freitag. Und da hat Dr. Söke Dinkla beste Chancen, verdauert zu werden. Die promovierte Kunsthistorikerin sprang im Mai diesen Jahres kurzfristig ein, als sich der damalige Direktor Raimund Stecker und das Kuratorium „einvernehmlich“ trennten. Zuvor war herausgekommen, dass das Museum in Steckers dreijähriger Amtszeit in finanzielle Schieflage geraten war, so dass sogar das Stiftungskapital erhöht werden musste, um eine Insolvenz zu vermeiden.

Man muss kein Architekt sein, um von der Gestaltung des Lehmbruck-Museums begeistert zu sein. Als „Schatz“ und „Gesamtkunstwerk“ bezeichnet es Söke Dinkla. Der Renovierungsbedarf ist jedoch immens: 4,2 Millionen Euro werden in den nächsten Jahren investiert. Aktuell ist der Lehmbruck-Trakt dran, für rund 1,3 Millionen Euro werden hier Brandschutz, Klimatechnik und vor allem das Dach runderneuert.

Auf dem Dach des Lehmbruck-Traktes glitzert Eis in der Sonne, Gasbrenner fauchen, gerade werden Teerpappen aufgeklebt. Seit vergangener Woche machen sich Zimmerleute an den Wintergärten zu schaffen, die Lehmbruck einst auf dem Dach plante, um einzelnen Skulpturen seines Vaters an bestimmten Positionen mit Tageslicht besondere Geltung zu verschaffen.

Diplom-Ingenieur und Architekt Lothar Happel vom Immobilienmanagement Duisburg (IMD) hat bei diesem herausfordernden Projekt die Bauleitung übernommen. Er ist begeistert von dem Haus: „Für die Nachkriegszeit ist so eine Glashalle eine echte Ausnahmearchitektur.“

Mit 450 Lichtkuppeln obendrauf und den Glaswänden müsse es damals jedoch ein einziges Treibhaus gewesen sein, vermutet Happel. Die Lichtkuppeln verschwanden bereits in den 80er Jahren im Rahmen einer Asbestsanierung. Aber auch das seither geschlossene Dach hat seine Tücken. Platten stürzten im vergangenen Jahr herab, weil das Material spröde geworden war.

Seither sieht man das nackte Dachgerippe - und kann architektonische Besonderheiten wahrnehmen: Die ganze Glashalle hängt an fünf Stahlrahmen, die sich wie ein umgestülptes U über den Baukörper stellen. „Unsere Statiker haben das mal nachgerechnet“, erzählt Happel: „Alles richtig.“

Schwebender Beton

Er hat großen Respekt vor den Leistungen des damaligen Architekten: Professor Manfred Lehmbruck (1913-1992) war einer der Söhne des Bildhauers, hatte während des Krieges über Museumsbau promoviert und außer dem Projekt in Duisburg unter anderem auch Museen in Pforzheim und Stuttgart realisiert. Für die Arbeiten seines Vaters, so erzählt es Happel, habe Lehmbruck Beton schweben lassen wollen - zumindest optisch.

Und so gibt es zwischen Betonwand und Decke breite Lichtstreifen an den Seiten, münden die dicken Stahlträger in den sichtbaren Bereichen in kaum 12 Zentimeter schmale Profile.

Die Umbauten an dem denkmalgeschützten Museum ziehen weltweite Aufmerksamkeit auf sich. Internationale Architekten waren bereits auf der Baustelle. Sie verfolgen, wie man trotz knapper Mittel ideenreich alle Auflagen einhalten kann.