Duisburg.

Die „Budapest“ läuft gerade aus, die Mannschaft hat in Ruhrort übernachtet. Detlef Bours ist Hafenmeister und sitzt im Pegel. Es ist der Logenplatz mit bester Sicht auf Rhein und Hafenmund, die Pforte zum Hafen. Hier müssen sich die Schiffe anmelden, wenn sie einlaufen wollen. Nach 30 Jahren Arbeit im Hafen hat Bours sich an der Aussicht allerdings ein bisschen satt gesehen – und beachtet nur noch den einen oder anderen schönen Sonnenuntergang, wenn etwa die Sachtleben-Kulisse in rötliches Licht getaucht ist.

Dass Bours als Jugendlicher überhaupt im Hafen gelandet ist, hat er dem Berufsinformationszentrum zu verdanken. Gefragt nach seinen Talenten, „ich wollte nicht drinnen in einer Industriehalle arbeiten und hatte auch keine Angst, mir die Hände schmutzig zu machen“, empfahlen die Berater entweder Gärtner oder den Beruf des Binnenschiffers. „Mit den Blumen hat es schon zu Hause nicht geklappt.“ Also bewarb er sich bei Haniel, machte eine Ausbildung und fuhr später jahrelang im Auftrag von Haniel auf einem Bunkerboot. „Früher hatten wir acht Boote, die die Schiffe mit Diesel versorgten.“ Da nie abzusehen war, wann den Schiffern der Sprit ausgeht, hatte Bours oft Rufbereitschaft. Allerdings sind derzeit nur noch zwei Bunkerboote unterwegs – die Kähne werden immer größer, die Tanks ebenso und tanken meist im Heimathafen. Seit den 80er Jahren sei immer mehr rationalisiert worden. Früher habe man noch Zeit gehabt, sich in den Städten umzuschauen. Wenn die Schleuse dicht war, hatten sie Feierabend. „Heutzutage ist alles getaktet. Da kann man die Uhr stellen, wann ein Containerschiff bei uns einläuft. Die sind pünktlicher als die Deutsche Bahn.“

Vor sechs Jahren wechselte der 48-Jährige schließlich zur Hafenmeisterei, der verlässlichen Arbeitszeiten wegen. „Dass ich mal nen Job mit Krawatte haben werde, hätte ich auch nie gedacht.“ Die gehört zur Dienstkleidung dazu, damit die Schiffer direkt wissen, dass jemand Offizielles vorbeikommt. Nur die Mütze und die Goldknöpfe auf der Jacke wurden vor einigen Jahren abgeschafft. Er und seine Kollegen kontrollieren, ob sich alle Schiffe ordnungsgemäß angemeldet haben. Der Ton ist meist locker, manchmal rau. Amtssprache ist Deutsch. „Mit den meisten spricht man ein Mischmasch.“ Viele niederländische Partikuliere sprechen Deutsch, nur wenn sich eine osteuropäische Besatzung melde, werde es komplizierter.

Bours ist ganz froh, dass er sich damals für den Hafen entschieden hat. Er wohnt in Homberg, sein Haus kann er vom Pegel fast sehen.