Ausgerechnet Trinkgefäße waren es, die man bei Grabungen in der Altstadt fand. Hier wurde 1655 Duisburgs erste Universität gegründet. Doch über das studentische Leben sagen die Funde nichts aus. Sie sind eine Zeitreise in die Geschichte der Stadt und werden nun, neben anderen Stücken, im Foyer des Rathauses am Burgplatz ausgestellt.

Bevor die Arbeiten am Stadtfenster, in dem einmal Volkshochschule und Bibliothek ihren Platz finden sollen, beginnen konnten, wurde im Frühjahr 2012 ein Teil der Altstadt bei den Bauvorbereitungen umgegraben. Dabei stieß Archäologen in der Erde auf mittelalterliche Kellerräume, die zu einem „Großen Ordenshaus“ gehörten. Zwischen der Beekstraße und der Steinschen Gasse war seit etwa 1300 ein Orden beheimatet, in dem Frauen freiwillig nach der franziskanischen Regel – einem Armutsideal – lebten. Sie waren keine Nonnen, behielten bürgerliche Rechte und Besitz. Auf dem Corputius-Plan von 1566 ist das ummauerte Areal mit Häuserreihen, einer Kirche und auch einigen Bäumen deutlich zu erkennen.

Nachdem der Orden im Jahr 1637 aufgelöst wurde, erfolgte 1655 in den alten Klosterräumen die Errichtung der Universität Duisburg. In den damaligen „Preussischen Rheinlanden“ war es die erste calvinistische Universität, ihre theologische Richtung orientierte sich also an der Reformation und besonders an den Lehren des französischen Reformators Johannes Calvin.

Auch vom Campus ist ein Plan erhalten, er zeigt die Bauten der Universität im Jahr 1815. Noch immer erhalten waren das große und das kleine Ordenshaus, die den Professoren als Wohnungen sowie Unterrichtsräume dienten. Dass in dieser ersten Duisburger Universität botanische und medizinische Forschungen einen hohen Stellenwert hatten, belegen die Anatomie, ein botanischer Garten, ein Treib- sowie Samenhaus und ein Gärtnerhaus. Die Kirche hatte man zum Auditorium Maximum umgebaut.

Noch heute zeugt ein Straßenname vom Standort der Bildungseinrichtung. 1818 wurden die Gebäude verkauft und etwa zehn Jahre später eine Straße quer durch das Gelände gebaut, die heute Universitätsstraße heißt.

Die Ausstellung im Rathausfoyer zeigt nicht nur Scherben, restaurierte Gläser und andere Funde, Tafeln informieren zudem über die Geschichte des Areals.