Am Tor zu einem Hüttenwerk, da wartet so manche Anekdote: Da war etwa der Lkw, dem genau in der Zufahrt ein Reifen platzte und der sofort einen kleinen Stau auslöste. Oder jener Transporter, dem ausgerechnet auf der Waage, die hier jedes ein- und ausfahrende PS-Schwergewicht passieren muss, der Sprit ausging. „Und wissen sie was der selbst als Ladung dabei hatte? Diesel!“ Ja, Christian Claeßens hat in den 15 Jahren, in denen er für den Tordienst der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) arbeitet, wahrlich Kurioses erlebt.
350 Fahrzeuge pro Tag
Der 41-jährige Wanheimerorter zählt zu jenem rund 60-köpfigen Team, das bei dem Stahl-Giganten im Duisburger Süden rund um die Uhr für die Werkssicherheit verantwortlich ist. Treffpunkt ist Tor 4 in Ehingen. Neben Tor 3 wird hierüber der gesamte An- und Ablieferungsverkehr abgewickelt. „Bis zu 350 Fahrzeuge kommen am Tag hier durch“, sagt Claeßens. Er hat heute Frühschicht, das heißt: Dienst von 6 bis 14 Uhr. „Ich bin aber immer schon um halb sechs hier. Dann ziehe ich mich in Ruhe um und mache eine Übergabe mit der Nachtschicht.“
Um Zutritt aufs riesige Firmengelände zu erhalten, bedarf es so mancher Voraussetzung. Die etwa 3100 HKM-Mitarbeiter aber haben einen Firmenausweis. Die zahlreichen Arbeiter von Fremdfirmen – pro Tag sind das zwischen 200 und 3000 – sind mit einem provisorischen oder aber einem Dauerausweis ausgestattet. „Und sie müssen alle eine Sicherheitsunterweisung absolviert haben, sonst kommt hier keiner rein“, erklärt Siegbert Grunau, der Leiter für den Tor- und Kontrolldienst bei HKM.
Jeder Lkw muss wie gesagt zweimal die Waage passieren – bei der Ein- und der Ausfahrt. Auch die tonnenschwerste Ladung wird von diesem Gerät bis auf 20 Kilo genau gewogen. Auf einer so genannten Wägekarte wird etwa genau festgehalten, wie viel Material in der Hütte abgeholt wurde – wie Hüttensand, Schlacke oder Schrott.
Viele der Lkw-Fahrer sind Stammbesucher bei HKM. Erstbesucher erhalten als Service einen Hüttenplan, auf dem eine Werkübersicht und der schnellste Weg zum gewünschten Ziel aufgedruckt ist. „Hier kommen Fahrer aus ganz Europa an. Für uns gibt es da manchmal Verständigungsprobleme“, sagt Christian Claeßens. „Bisher haben wir aber noch immer jedem weiterhelfen können.“
An seinem Platz im Häuschen an Tor 4 fällt neben den vier Monitoren vor allem eine rote Leuchte ins Auge. „Die gibt uns Radioaktivitäts-Alarm“, erklärt der passionierte Kleingärtner Claeßens. „Wenn ein Lkw radioaktive Ladung dabei hat, wird er sofort gestoppt.“ Einmal heulte die Anlage los, doch im Lkw war nichts Strahlendes zu finden. Des Rätsels Lösung: Der Fahrer war am selben Morgen beim Zahnarzt geröntgt worden – und die Sensoren schlugen gleich an.