Duisburg.
Wer das Polizeipräsidium an der Düsseldorfer Straße im Dellviertel betreten will, der muss erst einmal an Ralf Weinem vorbei. Der 53-jährige Regierungsbeschäftigte sitzt hinter dem breiten Tresen im neu gestalteten Eingangsbereich. Dort an der Pforte sorgt er als Erstkontakt dafür, dass jedem Besucher der richtige Ansprechpartner zugewiesen wird. Im Laufe eines Tages kommen ganz schnell 100 Begegnungen dieser Art zustande. Doch Weinem erledigt die stressige Aufgabe mit der nötigen Portion Gelassenheit.
Eine Frau Anfang 40 tritt durch die gläserne Eingangstür und steht nun im Warteraum. Ralf Weinem blickt durch eine Scheibe, nickt ihr kurz zu und drückt den Türöffner. Erst jetzt kann sie die Eingangshalle betreten. „Mein Wagen wurde aufgebrochen und man hat mir einige Schlüssel geklaut“, erzählt sie. Weinem verständigt einen Kollegen, der die Anzeige aufnimmt. Der nächste Fall: Eine Lehrerin wurde im Internet von Schülern beleidigt, die sie nun anzeigen will. Danach kommt ein Mann an den Tresen, der Opfer einer Unfallflucht geworden ist. „Nicht jeder Fall wird hier bei uns bearbeitet, manchmal muss ich die Leute zu einer anderen Dienststelle schicken“, erzählt der in Oberhausen lebende Weinem. Alle Anfragen zu Waffenscheinen würde etwa im Präsidium an der Ulmenstraße in Rheinhausen bearbeitet.
Es vergehen kaum einmal fünf Minuten, in denen der Mann an der Pforte nicht angesprochen wird. Ein Teenager kommt mit einer Vorladung vorbei. Er hat einen Termin, um als Zeuge auszusagen. Weinem sucht im Computer nach der Telefondurchwahl des zuständigen Ermittlers. „Ihr Zeuge ist da“, gibt der Pförtner Bescheid. Dann wendet er sich wieder an den jungen Mann: „Nehmen Sie bitte noch im Warteraum Platz, sie werden gleich vom Kollegen abgeholt.“
Seit 1998 macht Weinem diesen Job. „Und ich mag ihn immer noch sehr, weil er nie langweilig wird“, stellt er klar. Jeden Tag habe er mit anderen Sachverhalten zu tun. Außerdem gefällt ihm der ständige Kontakt mit Menschen – auch wenn manchmal etwas schwierige Zeitgenossen dabei sind. „Neulich wurde hier eine etwas verwirrt wirkende Frau sehr laut. Weil sie trotz mehrerer Erklärungsversuche nicht einsichtig war, musste sie am Ende das Haus verlassen“, so Weinem. Droht eine Situation an der Pforte völlig zu eskalieren, steht ihm ein Alarmknopf zur Verfügung.
Am meisten haben er und sein Pförtnerkollege Detlef Köbernick an jedem Montagmorgen zu tun. Dann komme oft das geballte Anzeigenaufkommen vom Wochenende herein. Und was war in all den Jahren das bedrückendste Erlebnis? „Vor ein paar Monaten stand hier ein Mann am Tresen, der gestand, seine Frau umgebracht zu haben. Er wollte sich stellen.“
Dann kommt schon der nächste Gast – eine Dolmetscherin, die bei einer Zeugenbefragung übersetzen soll. Weinem hilft auch ihr weiter. So wie jedem Präsidiumsbesucher.