Christliche Nächstenliebe und klösterliche Einkehr wird man nicht erwarten können, wenn die Bündnisgrünen am letzten Novembertag in der Hamborner Abtei ihre Kandidaten für die Kommunalwahl im Mai 2014 wählen. Das wird eher ein Showdown.
Hinter den Kulissen rüsten sich die zwei gegenüberstehenden Lager. Vordergründig geht es ums politische Selbstverständnis von Partei und Fraktion, hintergründig um den schwelenden Dauerbrand zwischen dem Parteiflügel um Kreissprecher Matthias Schneider und die Fraktionsmehrheit um Dieter Kantel. Dazu kommen persönliche Verletzungen, alte und neue Wunden. Es scheint, es gibt ein Ent oder Weder, keinen Kompromiss, nach dem Motto, du einen, ich einen Kandidaten.
Donnerstagabend traf sich im Duisserner Jedermann eine Gruppe um die Stadtverordnete Claudia Leiße und das Vorstandsmitglied Sait Keles. „Demokratie und Transparenz“ nennt sich ihre Liste, die die erhofften Listen-Ratssitze erobern soll. Sie hat die Rückendeckung von Kreissprecher Schneider, der selbst ebenso wenig kandidieren wird wie seine Sprecherpartnerin Ingrid Fitzek.
Begriffe wie glaubwürdig, transparent, solidarisch und transparent zieren den schon gedruckten Flyer. Ein Kernsatz: „Nach unserem Selbstverständnis“ will die Liste im Rat künftig die Beschlüsse der Partei umsetzen. Diese Fokussierung auf die Einheit von Partei und Fraktion hat ihre Vorgeschichte. Denn die, sagen wir, linke Parteimehrheit liegt mit Dieter Kantel & Co im Dauerclinch. Die Fraktion, zu schwarz-grünen und Sauerland-Zeiten zu Macht und Einfluss gelangt, fährt einen eigenen Kurs. Und vor allem seit dem politischen Machtwechsel im Rathaus knallt es. Gar ein Parteiordnungsverfahren strengte die Parteispitze gegen Kantel wegen seiner Alleingänge an – und scheiterte damit. Kantel und Leiße stritten sich zudem heftigst über die Führungsansprüche in der Fraktion.
Kantel, der grauhaarige PolitFuchs, will nicht klein beigeben. Obgleich ihm bislang mehrheitlich der Parteiwind entgegenweht, will er es wissen. Der 60-Jährige, seit 1994 im Rat, will noch mal antreten oder zumindest den grünen Gegenpart organisieren. Er und seine Fraktions-Getreuen rüsten sich für die Mitgliederversammlung am 30. November. Sie glauben, der Wind hat sich gedreht, nachdem Mitstreiterin Lütfiye Dogan bei ihrem Arbeitgeber Sachtleben durch den Anruf eines vermeintlichen Journalisten wegen parteiwerbender Aktivitäten angeschwärzt wurde. Die Parteispitze soll dahinter stecken, so der Vorwurf, der bei einer nichtöffentlichen Mitgliederversammlung aber heftig bestritten wurde.
„Es wird allemal spannend“, erwartet Parteisprecher Schneider und rät den Mitgliedern, zur Kandidatenkür zu kommen. Die gleiche Losung geben auch Kantel & Co aus. . .