Die Duisburger Philharmoniker sind vieles gewohnt. Abenteuerliche Spielorte schrecken sie nicht. Erst recht nicht ein Prachtbau wie die Essener Philharmonie. Wenn die Distanz zwischen Hörer und Musiker jedoch so radikal überwunden wird, dass die Besucher den Musikern fast auf dem Schoß sitzen, eröffnen sich auch für die experimentierfreudigen Philharmoniker ungewohnte Perspektiven. So geschehen zum Finalkonzert des Essener „Now!“-Festivals, das in den letzten drei Wochen den Raum als Klanglandschaft aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtete.

Der griechische Großmeister Iannis Xenakis fordert in seinen Orchesterstücken „Terretekorh“ (1965) und „Nomos Gamma“ (1967) Musiker und Hörer auf, sich nebeneinander zu setzen und tradierte Grenzen zwischen Hörern und Ausführenden aufzugeben. Angesichts von fast 100 Musikern, darunter viel Blech und teilweise acht Schlagzeugern, wurde es auf manchen Plätzen so laut, dass die prophylaktisch ausgegebenen Ohrstöpsel gute Dienste verrichteten.

Zwei Werke, die Klänge wie Teig kneten, umherwirbeln, aufspritzen und wieder zusammenfallen lassen. Ein ungewohntes Terrain auch für die Duisburger Philharmoniker, die ihre Aufgabe glänzend lösten und sich mit ihren „nur“ hörenden Nachbarn prächtig verstanden.

Die Musiker waren sichtlich angetan von der neuen Erfahrung, auch wenn die notwendigen Proben erhebliche organisatorische Probleme mit sich brachten. Probleme, die angesichts des erfolgreichen Konzerts schnell vergessen waren.