Die im Kulturhauptstadtjahr 2010 von drei Privatleuten gegründete „Kulturloge Ruhr“ schreibt ihre Erfolgsgeschichte weiter – jetzt auch mit vollem Einsatz in Duisburg. Weil ihm die bis dahin „kleineren Ansätze“ von Lehmbruck-Museum, Theater und Philharmonikern nicht ausreichten, hat Kulturdezernent Thomas Krützberg sofort reagiert, als er den Anruf aus Essen bekam: Brigitta Blömeke, stellvertretende Vorsitzende der Kulturloge, bot die Gründung einer Dependance in Duisburg an. Krützberg holte alle an einen Tisch, die für die Verwirklichung des Angebots nötig sind: Es geht darum, Menschen mit wenig Geld die Teilnahme an Kulturveranstaltungen zu ermöglichen.

Krützberg sprach zum einen Organisationen wie Caritas und Diakonie, Tafel und Jobcenter an, die Anlaufstellen für finanziell schlecht Gestellte sind, zum anderen weitere Kultureinrichtungen wie Bibliothek und VHS – aber auch den Stadtsportbund und den MSV. Der Verein sagte spontan „einige Karten“ für Heimspiele zu und folgt damit dem Beispiel von Schalke 04.

Krützberg holte auch die Bürgerstiftung mit ins Boot, die den gemeinnützigen Verein „Kulturloge“ mit vorerst fünf ehrenamtlichen Mitarbeitern und Räumlichkeiten am Flachsmarkt unterstützt.

Brigitte Blömeke kann beeindruckende Zahlen vorweisen: 120 Kulturpartner hat die Kulturloge im Ruhrgebiet, 152 Sozialpartner werben die „Kulturgäste“, von denen es zur Zeit 1500 Aktive gibt; insgesamt wurden 15 000 Tickets vermittelt. Menschen mit wenig Geld seien durchaus an Kultur interessiert, widerspricht Brigitte Blömeke einem Klischee. So gebe es unter den Gästen viele, die sich Karten stets leisten konnten – bis sie die Altersarmut erreichte.

Formulare noch im Dezember

Karten bekommt, wer über höchstens 930 Euro netto im Monat verfügt; eine Zweitkarte gibt es auch für Begleiter, die mehr Geld haben. Der Kulturgast muss sich sein geringes Einkommen etwa bei den Sozialverbänden per Stempel bestätigen lassen. Auf Duisburg zugeschnittene Formulare sollen noch im Dezember vorliegen, so Manfred Berns.

Die Gäste werden (mit den auf dem Formular angekreuzten Vorlieben) in eine Datenbank eingepflegt, in die auch die Veranstaltungen eingegeben werden, für die Freikarten zur Verfügung gestellt worden sind. Die Ehrenamtlichen führen dann Gäste und Karten telefonisch zusammen. „Und das sind keine Restkarten auf schlechten Plätzen“, betont Krützberg. Die Gäste holen die Karten eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn an der Kasse ab. Es muss also kein Schamgefühl aufkommen.

Auf „passiv“ werden Kulturgäste gestellt, wenn sie über die Einkommensgrenze kommen – oder dreimal vermittelte Karten nicht abholen.