571 Kilometer in die neue Heimat: In zwei schmucken Hundetransportboxen, sitzbequem auf darin installierten Astgabeln und mit reichlich Eukalyptusblättern als Nervennahrung im Gepäck, machten sich am Montagmorgen zwei Duisburger Kleinstbürger auf den Weg in die sächsische Landeshauptstadt. Die beiden Koala-Männchen „Mullaya“ und „Iraga“ nämlich werden künftig das Dresdener Tropenhaus bevölkern.

Damit beim Umzug alles reibungslos verläuft und die australischen Beuteltiere so schnell kein Heimweh plagt, ist auch Tierpfleger Mario Chindemi mit an Bord. Der erfahrene Koala-Experte hatte bereits im Vorfeld drei ostdeutschen Kollegen bei einem zweiwöchigen Praktikum das „Koala-Abc“ beigebracht. Und begleitet nun die erste Phase in der neuen Heimat.

Herberge für 7,7 Millionen Euro

Diese wurde bereits 2010 für 7,7 Millionen Euro fertiggestellt. Doch auf den 68 Quadratmetern tummeln sich bislang keine Koalas, sondern nur Bartaffen und Kugelgürteltiere. Der Grund: Der Dresdener Zoo warten seit drei Jahren auf Nachwuchs aus den USA. Beim Zoo in San Diego hatten sie diesen bestellt, bislang war das Baby-Glück den Sachsen aber nicht hold. Ganz anders in Duisburg: Fast dreißig Jungtiere in den letzten zwanzig Jahren, machen aus dem Zoo mittlerweile die „weltweit erfolgreichste Zuchtstelle für Koalas“, wie Jochen Reiter, wissenschaftlicher Leiter des Tierhauses stolz erklärt. Und so halfen sie den Kollegen im Osten damit aus der Patsche.

Doch dabei war es zunächst einmal ein kleiner „Papierkrieg“, der zu bewältigen war, wie Reiter erklärt. Denn offiziell gehören alle Koalas Australien. Und die Behörden müssen bei Umzügen zustimmen. Die Wahl fiel dabei auf Mullaya und Iraga. Reiter: „Die beiden Tiere haben jeweils unterschiedliche Eltern. Sie sind für eine Zucht also bestens geeignet.“ Was noch fehlt ist lediglich ein Weibchen. Doch bis das kommt, werden die beiden Koalas noch einige Zeit in ihrer Junggesellen-Wohnung hausen. Denn erst einmal muss sich der Dresdener Zoo beweisen und zeigen, mit der komplizierten Pflege der Tiere umgehen zu können.

Und die sind nicht nur wenn es ums Futter geht wählerisch: Eukalyptus ist eben nicht gleich Eukalyptus „Der Dresdener Zoo hat aber bereits die verschiedensten Sorten angebaut. So werden sie es mit der Futterversorgung bestimmt hinbekommen“, gibt sich Reiter optimistisch. Auch sonst müssen die Tierpfleger in Dresden nun lernen mit alltäglichen Problemen umzugehen. Denn Pfleger Chindemi reist Ende der Woche wieder zurück nach Duisburg. Reiter: „Das fängt schon bei der Schlaf-Temperatur im Gehege an.“ Wenn alles gut läuft, sollten dann in zwei bis drei Jahren auch Koala-Damen nachkommen.

Durch den Umzug nach Dresden verliert Duisburg jetzt schon sein „Alleinstellungsmerkmal“, wie Reiter zumindest bedauert. Konnten man die Tiere in Deutschland doch bislang nur am Kaiserberg sehen. „Dresden liegt aber zum Glück weit weg. Schlimmer wäre es, wenn die umliegenden Zoos mit der Koala-Zucht beginnen würden.“ So ist der Leiter sicher, dass „Koala-Fans auch weiter Duisburg treu bleiben werden.“