Es hat lange gedauert, bis das Mandelring Quartett den Weg nach Duisburg gefunden hat. Den vier Streichern, darunter drei Geschwister, geht ein mittlerweile geradezu legendärer Ruf voraus, glaubt man den Lobeshymnen allerorts. Beim 3. Kammerkonzert im mäßig besuchten Theater am Marientor zeigte das Quartett, dass die Lorbeeren nicht zu hoch gehängt wurden.
Dmitri Schostakowitschs stilles, von resignativen Anflügen durchschütteltes Streichquartett Nr. 11 präsentierten die vier Streicher mit einer Spielkultur vom Feinsten, durchsetzt mit einer idealen emotionalen Dosierung. Die sieben kurzen Sätze leuchten wie blitzblank polierte Diamanten auf, leicht verhangen wie Erinnerungsstücke an verflossene Zeiten. Musik mit Endzeitstimmung ohne depressive Sogwirkung oder gar nostalgisches Gejammer.
Hier trägt auch ein Markenzeichen des Mandelring Quartetts reiche Früchte: der warme, dynamisch immer zurückhaltende und nie unkontrolliert ausbrechende Gesamtklang von vier traumhaft auf einander eingespielten Musikern.
Für den Rest des Abends sorgte die nicht minder hoch gehandelte französische Pianistin Claire-Marie Le Guay für Verstärkung. Allerdings nicht, um sich in den Vordergrund zu spielen, sondern mit außergewöhnlichem Einfühlungsvermögen und in ebenso ungewöhnlicher Partnerschaft zu homogenen Interpretationen von Ernö Dohnányis frühem 1. Klavierquintett und als krönendem Abschluss Robert Schumanns Klavierquintett beizutragen. Eine so ausgewogene Balance zwischen Klavier und Streichinstrumenten hört man selten. Ohne die fulminante Aufbruchstimmung beider Werke zu dämpfen, verließ das Ensemble niemals die Bahnen kultivierter Eleganz und klug gesteuerter emotionaler Intensität. Womit man zugleich die zwar stark an Brahms orientierte, aber dennoch sehr individuell ausgeprägte Handschrift Dohnányis ausarbeitete und an einen ungarischen Komponisten erinnerte, der in der Jugend mit Geniestreichen überraschte, sich stilistisch bis zu seinem Tod 1960 jedoch kaum entwickelte und nahezu in Vergessenheit geraten ist. Ein großartiger Abend.