Palo. . ISAR-Krankenschwester Ingeborg Wortmann half einer philippinischen Mutter, ihr Kind auf die Welt zu bringen. Am nächsten Morgen trafen die ersten schwer Verletzten ein. Viele Wunden waren schwer Infiziert, mit Eiter durchgezogen und von Maden befallen. ISAR-Sprecher Mark Rösen schätzt, dass es noch schlimmer wird.

Angesichts der vielen Toten und schwer verletzten Menschen auf den Philippinen, wirkt es wie ein kleines Wunder. Noch während das Team der Duisburger Hilfsorganisation ISAR (International Search and Rescue) ihre Feldlazarett aufbaute, kam Jolanda zur Welt.

Mark Rösen, Sprecher von ISAR, hat mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Als sie fünf Tage nach ihrer Landung in Manila, endlich am Donnerstag in ihrem Einsatzgebiet, der Stadt Palo, eintrafen, war es finstere Nacht. Wie eine „Geisterstadt“ wirkte der Ort, der rund 13 Kilometer von der Provinzhauptstadt Tacloban entfernt liegt. Keine Menschenseele, nur zerstörte Häuser und Trümmerberge sahen die ISAR-Mitarbeiter. Sie bauten ihr Lager auf - direkt auf dem Platz vor einer Ruine. Sie war vorher einmal die Palo Cathedral.

Dass sich in der Nähe ein Krankenhaus befand, bemerkten sie erst später. Das Gebäude war nicht mehr als solches zu erkennen. Es lag wie viele andere Häuser in Trümmern. „Es war gar nicht zu erkennen, dass in dem Krankenhaus noch Menschen waren, dabei lag es nur 20 Meter von uns entfernt auf der anderen Straßenseite“, so Mark Rösen.

Dort kümmerte sich eine Krankenschwester seit Tagen um Patienten, denen sonst niemand half. Darunter Jolandas Mutter, die sich zu den Deutschen schleppte, als sie von ihrer Ankunft hörte. „Schon in den Presswehen, kam sie zu uns“, berichtet Mark Rösen.

Lichtblick inmitten der Zerstörung

Während die anderem Helfer das Lager aufbauten, kümmerte sich Ingeborg Wortmann um die Frau. Sie machte sich große Sorgen um ihr ungeborenes Kind, erzählt später Mark Rösen. Die nötigen Instrumente, um die Nabelschnur abzubinden und Kind und Mutter nach der Geburt zu versorgen, hatte das Team dabei. Für die Krankenschwester war es nicht das erste Baby, das sie auf die Welt holte. Es war Routine, die sie aus Deutschland kennt. Das Mädchen und die Mutter sind wohlauf. „In all der Zerstörung und inmitten des vielen Leids, sei die Geburt ein wirklicher Lichtblick gewesen“, so Wortmann.

Ein Lichtblick, den das Team gut gebrauchen konnte. Denn: Die Patienten, die am nächsten Tag kamen, waren keine Routine mehr. Mark Rösen spricht von blutenden Kopfverletzungen, bei denen sich die Haut vom Schädel löste, Eiterstraßen und Madenbefall in den Wunden.

60 Patienten versorgte das Team. Auch Ingeborg Wortmann. Wie alle hatte sie nur drei Stunden Schlaf. Heute geht es weiter, und Mark Rösen rechnet damit, dass es noch schlimmer wird. „Ich denke, dass wir heute auch eine Amputation dabei haben werden.“