Zum Feiern bleibt für Antje Weber keine Zeit. Während sich die anderen Mitarbeiter der Kindernothilfe verhalten über den neuen Anbau freuen, muss die 28-Jährige packen. Sie hatte gestern am Morgen erfahren, dass sie zum Hilfseinsatz auf die Philippinen reisen wird. Mittlerweile sollte das Team unterwegs sein.
Die Duisburger Kindernothilfe schickt zwei Helfer in die Katastrophenregion. Neben Öffentlichkeitsarbeiterin Antje Weber sitzt Auslandsvorstand Christoph Dehn im Flieger in Richtung Hauptstadt Manila. Dehn hat neun Jahre auf den Philippinen gelebt. Seine Erfahrung soll sich in dem Hilfseinsatz auszahlen. „Ich spreche etwas von der wichtigsten Sprache“, sagt Dehn. Er rechnet mit furchtbaren Bildern. Trotzdem werde mit den Horrornachrichten von Plündereien und bewaffneten Überfällen wohl übertrieben. „Ich höre, dass es unglaublich viel lokale Initiative gibt.“
Ab heute will die Kindernothilfe in der Stadt Tacloban auf der Insel Leyte 10 000 Menschen mit Lebensmitteln versorgen. Die Verteilung von Hilfsgütern steht nach dem vernichtenden Taifun aber nicht im Mittelpunkt des Einsatzes. „Wir wollen zusehen, dass die Kinder in eine Art Normalität zurückkommen können“, sagt Dehn. Neben Tacloban soll die Hilfe auf Nord-Cebu und der Insel Panay starten. Dort gibt es bereits ein Projekt, bei dem die Organisation 1000 Familien betreut. Die Helfer wollen die Partnerorganisationen vor Ort aktivieren. Asien-Referentin Stefanie Geich-Gimbel ist schon auf den Philippinen, sie war zufällig da, als Sturm und Flut über das Land rollten.
Fünf-Sterne-Unterkünfte wird das Duo beim Einsatz wohl nicht vorfinden. Außer dem Flug ist wenig festgelegt. Um die Unterkunft macht sich Dehn wenig Sorgen. „Da findet sich immer was.“ Er wirkt nach außen gelassen. Sollte er mit den Bildern nicht klarkommen, setzt er auf die telefonische professionelle Hilfe seiner Frau, die in Düsseldorf als Therapeutin arbeitet. Antje Weber hat ein Sicherheitstraining hinter sich, war im Kongo und in Äthiopien.
Die Kindernothilfe hat bislang 150 000 Euro Starthilfe aus einem Not-Fond bewilligt. Der Einsatz ist vorerst für zehn Tage geplant. Dehn rechnet schon jetzt mit Verlängerung. Dehn: „Das ist in drei Wochen nicht vorbei.“
Das ISAR-Team sitzt derweil am Flughafen in Manila fest - wie andere Hilfsteams auch. Ungeduldig warten sie auf den Transfer.