Das Mercator-Jahr 2012 ist Geschichte, doch was Historiker und andere Wissenschaftler im 500. Geburtsjahr über den großen Kartographen herausgefunden haben, findet mit dem Buch „Gerhard Mercator – Vorläufer, Zeitgenossen, Nachwirkungen“ einen dauerhaften Nachklang. Als Band 59 der „Duisburger Forschungen“ ist es ein wissenschaftliches Werk, in dem nicht alle Beiträge einfach zu lesen sind, manches aber auch für Laien interessant ist. Da die meisten Beiträge erst im Laufe des Mercator-Jahres entstanden sind, ist das Buch „gleichsam als Ergebnisband“ entstanden, so Archivdirektor Dr. Hans-Georg Kraume.
Ein teueres Haus
Es umfasst 14 Beiträge, von denen sich sechs mit Mercator selbst beschäftigen. Weil so wenig über sein Leben bekannt ist, gehört der Beitrag des früheren Stadtarchivars Dr. Joseph Milz zu den spannendsten. Unter dem Titel „Gerhard Mercator zwischen Broterwerb und Philosophie“ hielt er ihn als Vortrag bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität an Friedrich-Wilhelm Krücken, Oberstudiendirektor a.D. und langjähriger Mercator-Forscher; er ist im Buch mit drei Beiträgen vertreten ist, darunter einer über seine Untersuchungen zur Weltkarte „Ad usum navigantium“, der berühmten Karte für Seefahrer von 1596.
Milz arbeitet heraus, dass Gerhard Mercator für sich und seine Familie sein Leben lang sorgen musste, „da er von Haus aus nicht vermögend war (sein Vater war bekanntlich Schuhmacher)“. Zunächst habe er sich mit Philosophie beschäftigt, sich dann aber mit der Familiengründung – er heiratete im Alter von 24 – der Mathematik zugewandt. Er baute so hervorragende Instrumente, dass sogar „Kaiser Karl V. größten Wert darauf legte, dass Mercator ihm seine astronomischen Geräte lieferte“, so Milz. Auch die ersten Karten, die Palästina-Karte von 1537 und die doppelherzförmige Weltkarte von 1538 seien „sicher im Hinblick auf den Verkauf gefertigt worden“. Vor allem seine Globen waren „Longseller“, die er in großer Zahl lange mit denselben Druckplatten produziert hat, ohne sie an neue Erkenntnisse anzupassen.
Der Rubel musste rollen, kaufte Mercator doch 1558 das Haus an der Oberstraße, dem besten Viertel Duisburgs, und nahm dafür eine Hypothek von 650 Gulden auf. Das entsprach den Einnahmen aus „sechs bis sieben Jahren“ Arbeit eines Handwerkers bei einem Verdienst nah am Existenzminimum. Das Haus bot auch Mercators Bibliothek Platz, die mit 1100 Bänden für seine Zeit ausgesprochen umfangreich war.