Ein Jahr und neun Monate hatte der Hochofen 9 Ruhe, jetzt wird er wieder Roheisen liefern. Das Anblasen gehört zu einem Investitionspaket in dreistelliger Millionenhöhe zur Modernisierung des Stahlstandortes Duisburg, das sich Thyssen-Krupp vorgenommen hat.
„Aus Marktgründen“ habe man den Hochofen 9 nach seiner Neuzustellung Anfang 2012 noch nicht in Betrieb genommen, erklärte Dr. Herbert Eichelkraut, im Thyssen-Krupp Steel-Vorstand für Produktion zuständig. Nun müsse aber der Großhochofen Schwelgern 2 nach einer „Reise“ (so nennt man die Produktionszeit eines Hochofen) von rund 23 Jahren „in absehbarer Zeit“ ebenfalls erneuert werden. Geschätzte Kosten: rund 100 Mio Euro.
Der Hochofen 9 soll zumindest teilweise den Produktionsausfall in Schwelgern abdecken. Der Großhochofen hoch im Norden des Werksgeländes lieferte in besten Tagen 12 500 Tonnen, der kleinere Hamborner Ofen 4600 Tonnen pro Tag. 90 Tage dauert normalerweise die Neuzustellung eines Hochofens.
„Mit der Ertüchtigung des Hochofens 9 steht uns wieder ein Kernaggregat auf neuestem technischen Stand zur Verfügung“, betont Dr. Michael Peters, Leiter des Bereichs Roheisen. Damit betreibt Thyssen-Krupp im Duisburger Norden vier Hochöfen. Ob es dabei nach der Neuzustellung des Schwelgern-Riesen bleibt, ist indes ungewiss: „Über welchen Zeitraum die Flüssigphase mit vier Hochöfen technisch und wirtschaftlich optimal gefahren wird, hängt von der weiteren Marktentwicklung ab“, heißt es beim Stahlkonzern.
Gleichwohl wird der Stillstand in Schwelgern genutzt, um auch in anderen Werksteilen Anlagen zu erneuern, darunter die „komplette Modernisierung“ der Stranggussanlage in Beeckerwerth an. Kosten: rund 80 Mio Euro. Die Multi-Millionen-Investitionen seien für die Stahlstadt Duisburg sehr wichtig, sagt Vorstand Eichelkraut: „Das macht man nur, wenn man das Vertrauen hat, dass der Standort auch weiter arbeiten kann.“ Die Sicherung zukunftsfähiger Stahlqualitäten stehe im Vordergrund, nicht der Ausbau der Produktionskapazitäten.